: Gewaltig viele Banknoten, lieber Mozart!
■ Das bremische Mozartjahr beginnt mit Scherf am geeignetsten aller Orte: der Kassenhalle am Brill
Anderes Elend ist vielleicht noch aufzuhalten, das Mozart-Jahr nicht. In der Kassenhalle der Sparkasse am Brill gab ihm Herr Kultursenator Scherf vorgestern abend den letzten Schubs, nun kommt es über uns. Als Mozart- Ausstellung zunächst in nämlicher Halle.
Die Salzburger Stiftung Mozarteum hat, 1984 war's, ein paar Bilder und Dokumente zusammengetragen und als Wanderausstellung in Umlauf gebracht, mit Zwischenhalt jetzt bis zum 8. Februar in der Kassenhalle, dieser unserer hohlen Riesenstucktorte mit Füllung aus Zins und Zinseszins.
Da hängen jetzt also zur Ver
hierhin
das Porträt
Mozart, gemalt von seinem Schwager
des Finanzbetriebs auch noch kolorierte Kupferstiche vom Nannerl und dem Colloredo, alles würdige Verwandte von unsren Geldscheingesichtern; da zeigen Vitrinen originale Schätzchen, zum Beispiel ein Notenblatt vom Requiem, da hinten, gleich neben den Überweisungsvordrucken; da sehen wir, zwinkernd vor Pomp, zum Barocky Horror die passende Picture Show.
Potz tausend, das ist mal wahrhaftig kein Armengrab, lieber Mozart!
„Himmlische Musik“ hat er gemacht, laut Scherf, und es folgt zum Beweis sogleich ein Streichquartett und jagt uns die schauerlichste Furcht ein vor einem Himmel dereinst nach dem Letzten Kontoauszug: vier geigende Kon
In der Kassenhalle Am Brill: Pompsäulen mit Devotionalien. Rechterhand andächtiges Publikum bei der Eröffnung der Mozart-AusstellungFoto: Tristan Vankann
ditormeister bringend uns ein extra schaumiges Wolferl-Souffle dar, und es schwabbelt vor lauter Vibrato und fettigem Glitsch.
Wie knochenehrlich sind dagegen die Bankgeschäfte hienieden, die sich nun, nach Abzug der Eröffnungs-Wortnebel, wieder relativ angeregt zwischen Mozartbriefen, Noten, Bildchen und anderen Devotionalien abspielen dürfen.
Nur ein Mozart-Gewinnsparen haben sie sich wieder nicht getraut. schak
hierhin die
Menge in der
Halle
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