: Austrias Freud und Leid
■ Die Slalomläufer eröffneten die 33. Alpine Ski-WM
Berlin (dpa/taz) — Die Eröffnungsfeier der Weltmeisterschaften in Saalbach-Hinterglemm blieb angemessen schlicht und besinnlich. Keine lauten Töne, auch nicht von den 5.000 Zuschauern, die sowieso nur die Hälfte der Tribüne füllten. Als dann die Slalomläufer zur ersten WM-Entscheidung den „Zwölferkogel“ hinunterwedelten, kam endlich Stimmung auf, von der die US-Amerikaner allerdings nichts mitbekamen: Sie fehlten, obwohl sie für das Rennen ausgelost waren. „Wir wissen nicht, wo sie sind“, schüttelte FIS-Generalsekretär Kasper den Kopf.
Mit Pfiffen wurde die deutsche Slalom-Hoffnung Armin Bittner in der Spur begrüßt. Die Zuschauer verübelten ihm, daß er sich laut und öffentlich für eine Absage der Weltmeisterschaften eingesetzt hatte. Nach den Begrüßungspfiffen jubelten die Skifans Bittner doch noch auf Platz drei nach dem ersten Durchgang. Es führten der österreichische Luxemburger Marc Girardelli und Italiens Dandy und Olympiasieger Alberto Tomba.
Im zweiten Durchgang patzte zunächst Titelverteidiger Rudi Nierlich. Eine österreichische Hoffnung war gestorben, aber eine andere lebte auf: Thomas Stangassinger fuhr als Fünftbester des ersten Laufs mit viel Risiko, Geschick und Glück und verdrängte den Norweger Ole-Christian Furuseth von der Spitze. Österreich im Jubel.
Es fehlten nur noch vier. Der Schwede Jonas Nilsson (Weltmeister 1985) stieg nach der vierten Stange aus. Noch drei. Vizeweltmeister Armin Bittner aus Krünn fuhr vorsichtig und anderthalb Sekunden zu langsam. Noch zwei. Publikumsliebling Alberto Tomba begann bombig, schusselte aber im unteren Streckenabschnitt. Stangassinger war der Mann der Stunde und nur noch einer konnte Austria die Feier vermasseln: Marc Girardelli.
1976 beantragte sein Vater eine Luxemburger Lizenz für den gebürtigen Österreicher. Das Alpenland reagierte auf den Verlust des Multitalents wie eine tiefgekränkte Nation. Nun riß die alte Wunde neu auf. Bestzeit im ersten Lauf und Fastbestzeit im zweiten: Girardelli wurde erstmals Weltmeister im Slalom, nachdem er zweimal Kombinationsgold gewann. Zum Ärger der Österreicher, die sich mit Silber und Thomas Stangassinger trösten mußten.
Ergebnis Slalom der Männer: 1. Girardelli (Luxemburg) 1:55,38; 2. Stangassinger (Österreich) 1:55,96; 3. Furuseth (Norwegen) 1:56,00; 4. Tomba (Italien); 5. Fogdoe (Schweden); 6. Bittner (Krünn); ...9. Roth (Königssee).
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