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Berlin im Film

Berlin — Ecke Bundesplatz, West 3, 22.30 Uhr und 27.1., 20 Uhr. Selten war ein Dokumentarfilm so lebensnah. Berlin — Ecke Bundesplatz will das Leben der Menschen in einem Wohnbezirk in Berlin-Wilmersorf verfolgen: nicht über ein paar Drehtage, nicht über ein Jahr, sondern bis ins nächste Jahrtausend. Daß das wohl mutigste Projekt des WDR so lebensnah ausgefallen ist, liegt mit daran, daß Detlef Gumm und Hans- Georg Ullrich vorgeschlagen haben, für die Langzeitbeobachtung nicht irgendeinen Ort im Bundesgebiet auszusuchen. Am Bundesplatz liegt das Büro der Dokumentarfilmer, von hier aus können sie direkt agieren.

Wo der ganz normale Wahnsinn zum Serien-Elend à la Lindenstraße verkommt, muß der Dokumentarist das wahnsinnig Normale suchen. Erst im Blick auf das Unspektakuläre wird der Alltag wieder brisant. Der Komponist, der für seinen Lebensunterhalt Grabreden hält, oder die 89jährige Frau, die immer noch auf wackliger Leiter Flurfenster putzt — alle haben eine Geschichte zu erzählen.

Die ersten zwölf Folgen waren vor zwei Jahren im Kinderprogramm zu sehen. Der zweiteilige Zusammenschnitt für das Abendprogramm — angereichert mit den Ereignissen im November 1989 — bietet noch einmal einen komprimierten Einblick in den Mikrokosmos Kiez. Am Ende des zweiten Teils steht die Frau Tomaschesfski, so alt wie dieses Jahrhundert, an den Resten der Berliner Mauer und schaut den Mauerspechten zu. Ein Stück Geschichte wird abgetragen, ein neuer Zeitabschnitt beginnt. Und gespannt wartet man darauf, was die Dokumentarfilmer bis zum Jahre 2000 noch alles miterleben.Christof Boy

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