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'Tribüne‘ lebt weiter

■ Unternehmerfunktionär kauft Ex-FDGB-Blatt

Berlin (taz) — Die Zeitung des ehemaligen DDR-Gewerkschaftbundes FDGB, 'Tribüne‘, wird vorerst nicht eingestellt. Der kurzzeitig entlassene und inzwischen wieder amtierende Chefredakteur Michael Bolz will heute zusammen mit dem Vorsitzenden des Unternehmerverbandes Berlin-Brandenburg, Hartmut Lehmann, vor die Öffentlichkeit treten, um die Übernahme der 'Tribüne‘ durch Lehmann bekanntzugeben. Ursprünglich sollte die 'Tribüne‘ zum 31. März eingestellt werden. Die rund 70 MitarbeiterInnen der 'Tribüne‘ hatten um die Jahreswende ihren Kündigungsbrief erhalten.

Lehmann ist Inhaber und Chefredakteur des Unternehmer-Verbandsblattes 'Wirtschaft & Markt‘. Er will die 'Tribüne‘ entsprechend ihrer bisherigen Konzeption als Zeitung für „Wirtschaft und Soziales“ weiterbetreiben. Sie soll auch in Zukunft „linksliberal angesiedelt bleiben“. Die Kündigung der gesamten Redaktion wird zurückgenommen. Ideologische Probleme mit einer sozial orientierten Zeitung hat der Unternehmerfunktionär nicht. Er sehe das als „praktische Sozialpartnerschaft“, meinte er zum 'Spiegel‘. Die Gewerkschaftliche Vermögensverwaltungsgesellschaft „Märkisches Viertel“ (GVVG), die das Vermögen des ehemaligen FDGB verwaltet, wollte die Zeitung offensichtlich so schnell wie möglich loswerden. Ursprünglich sollte die Übernahme am 1. März stattfinden. Auf Drängen der GVVG soll nun schon ab 1. Februar der Besitzwechsel stattfinden. Ob die Zeitung jetzt überleben kann, ist unsicher. Einerseits sind die Bedingungen günstiger als früher, weil sie aus dem defizitären Treptower Verlagshaus herausgelöst wird. Anderseits gibt es keine Informationen über die Finanzkraft des neuen Besitzers. Bestandteil der Vereinbarungen ist eine befristete Mietfreiheit für die Redaktionsräume. Allerdings haben die gewerkschaftlichen Vermögensverwalter in letzter Minute eine neue Bedingung gestellt: die Korridore sollen doch bezahlt werden. marke

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