: Krieg für Plastiktüten?
■ Statt spannender Diskussion das große Gähnen der Verbraucher
Die Bremer Umweltberatung (BUB) hatte am Mittwoch zu einer Diskussion „Der Krieg im Golf — Verteidigung von VerbraucherInnen-Interessen?“ eingeladen. Intention war, über Schuldzuweisungen an die Politik hinaus zu persönlichen Konsequenzen zu kommen. Mit einem geradezu didaktischen Konzept wollten die VeranstalterInnen das Publikum erst das Gruseln, dann ein schlechtes Gewissen, schließlich Selbsterkenntnis und danach das politische Handeln lehren.
Für das Gruseln war Chemie- Professor Dieter Wöhrle zuständig. Er entwickelte akribisch Szenarien über die Folgen von ABC- Waffen und brennenden Ölfeldern. Jürgen Franke vom „Traube-Institut“ BIKE sorgte für das schlechte Gewissen: Wenn wir alle mehr Energie sparen würden, bräuchte niemand einen Krieg für Öl zu führen.
Umweltpsychologin Sigrun Preuss erklärte, warum wir das eigentlich alle schon wissen, uns aber trotzdem nicht anders verhalten. Neben psychologischen Barrieren benannte sie dafür auch politische Hemmnisse, die eine Ausnutzung natürlicher Ressourcen belohnen, umweltbewußtes Verhalten dagegen blockieren würden.
Für die Umsetzung des Gelernten in (kommunal-) politisches Handeln sollte eigentlich ein/e VertreterIn des Senats gewonnen werden. Die hatten allerdings alle schon anderweitige Verpflichtungen. Blieb als Notnagel nur noch Jürgen Hartung, Pressesprecher des Justizsenator, hier jedoch als Vorsitzender des SPD- Landesarbeitskreises Frieden, Sicherheit und Abrüstung. Und der war für Friedens- und Umwelterziehung in den Schulen und forderte die Menschheit auf, in Systemen zu denken.
Das Thema hätte eine spannende Diskussion durchaus möglich gemacht. Statt zugespitzter Statements der Podiumsmitglieder ließ die Diskussionsleiterin jedoch bis zu 45minütige Referate zu, die ausreichend Stoff für eine Einzelveranstaltung enthielten. Danach hingen alle erschlagen in ihren Stühlen. Daß Plastikbecher umweltfeindlich sind und der Golfkrieg furchtbar ist, dürfte allen auch schon vorher klargewesen sein. asp
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen