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Multimediales Netz, diffus

■ Veranstaltungsreihe über „Jüdische Künstlerinnen der Emigration" ab 7.3.

So klar der Titel der Veranstaltungsreihe „Jüdische Künstlerinnen der Emigration und die Nachgeborenen“ - so irreführend ist er. Das beginnt mit der Eröffnungsveranstaltung, einer Ausstellung über die jüdische Tänzerin Hilde Holger, auf der auch zwei Videos von der in New York Tanz unterrichtenden Fünfundachtzigjährigen gezeigt werden. Diese „Eröffnungsveranstaltung“ ist am 8.März, das Konzert des Bremer Chors Osterchorsteinway „An die Nachgeborenen“ aber schon einen Tag vorher, am 7. März. Die Arbeiten des Bremer Komponisten Koch-Raphael, zu dessen Komposition Stimmen Frieds „Zur Zeit der Nachgeborenen“ sprechen, oder Manfred Seidls Vertonung von Brechts „An die Nachgeborenen“, alles bloß musikalische Beilage?

Dafür zeigt dann die zweite Ausstellung dieser Reihe „Jüdischer Künstlerinnen“, die im März den „Schwerpunkt Tanz“ hat — Photocollagen eines männlichen New Yorkers, Bill Kane. Immerhin, auf dessen Mauercollagen sind sind jüdische Motive drauf und, so die Veranstalterinnen, der Mann hat auch einen „jüdischen Vater“. Dafür komponierte dann eine Frau, Annemarie Wiesner, zur „multimedialen Eröffnungsperformance“ mit Bill Kane die Musik und gibt gleich zwei Workshops, die weder mit jüdischen Künstlerinnen noch mit Tanz zu tun hat.

Das „Multimediale“ und der Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst (vgl. Kasten) vernetzt, was nicht niet-und nagelfest ist, mit sich und dem thematischen Aufhänger. Die Häufung der verarbeiteten Motive organisieren einen Eindruck von wildgewordener Volkshochschule: Fried, Erasmus von Rotterdam, der Tanz der Zwanziger und Dreißiger, Emigration der Tänzerinnen, jüdische Lieder in Spanisch und holländisch aus dem 13. Jh.,.. ach, hören wir auf mit dem Katalog der Beliebigkeit.

Denn vermutlich gibt es interessante Veranstaltungen und einen Rest von Zuammenhang: das Thema der Holger-Austellung greift die Mary-Wigmann-Spezialistin Hedwig Müller mit einem Vortrag über „Tänzerinnen im Nationalsozialismus“ auf. Die Tänzerin Edith Ornstein aus Tel Aviv trägt über „Die Götter des Tanzes“ vor. Zwei jüdische Nachgeborene–, Elvira Noa aus Bremen und Edith Stephen aus New York, zeigen Tanzperformances. Stephen kündigt eine auf Wigmann fußende Umsetzung eigener Lebensgeschichte und jüdischer Tradition an. Uta Stolle

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