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10.000 Arbeitsplätze gefährdet

■ Arbeitsmarkt Rüstungsproduktion und Truppenversorgung im Lande Bremen nehmen rapide ab

Zwischen 5.100 und 10.150 Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie sind im Land Bremen bis 1994 akut gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Bremer Ausschusses für Wirtschaftsforschung über die Abrüstungsfolgen im kleinsten Land der Bundesrepublik. Mit dem 250 Seiten starken Papier, das der taz vorliegt, wird sich morgen der Senat beschäftigen.

Weiter kommt die Arbeitsgruppe des Wirtschaftforschungsausschusses zu dem Ergebnis, daß „Handlungsmöglichkeiten des Senats ... nur flankierenden Charakter gegenüber den Aktivitäten der Unternehmen und des Bundes“ haben können. Konkret rechnet sie mit einem Bremer Konversionsfonds, „der aus der deutschen Regionalförderung (das heißt aus Bundesmitteln, d.Red.) und aus einem EG-Konversionsprogrammm ... gespeist würde“. Dieser Konversionsfond soll ein Volumen „insgesamt zwischen 76 und 193 Millionen Mark für den Zeitraum 1992 bis 1994“ haben. Auf das Land Bremen kämen dann nach den Förderrichtlinien noch einmal 50 Prozent des entsprechenden Betrages zu.

Als Sofortmaßnahme gegen die drohende Arbeitslosigkeit empfiehlt die Arbeitsgruppe dem Senat

eine „Konversionsgesprächsrunde“ im Ressort des Wirtschaftssenators anzusiedeln und

ebenfalls im Wirtschaftsressort ein Konversionsprogramm ausarbeiten zu lassen, das die Drittmittel aus Bonn und Brüssel nach Bremen holen soll.

Düster fällt die Analyse zum Thema „Alternativen“ aus. Klare Antwort der Arbeitsgruppe: „Keine“.

Ausgangspunkt der deprimierenden Prognose ist eine genaue Untersuchung der Abhängigkeit Bremens von der Rüstungsindustrie. Danach sind zwischen 10.800 und 14.400 Arbeitsplätze direkt und indirekt von der Rüstungsproduktion abhängig, das sind 3,7 bzw. 4,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. 40 Prozent davon arbeiten im Bereich der Elektronik, 31 Prozent im Schiffbau und 25 Prozent im Fahrzeugbau.

Zwischen 1985 und 1989 betrug das Auftragsvolumen für Rüstungsprodukte aus dem Topf des Bundesverteidigungsministeriums 1,35 Milliarden Mark. Damit haben Bremer Unternehmen im Vergleich zu anderen Bundesländern am meisten von der Rüstung profitiert. Insgesamt produzieren allein zehn Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten und mehrere Kleinunternehmen (unter 100 Beschäftigte) in Bremen Waffen, Waffenelektronik und andere Rüstungsgüter.

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Vor der Deutschen Airbus (ehemals MBB-Erno) wurde eine Rakete schon DenkmalFoto: Tristan Vankann

Zu der direkten Abhängigkeit bei Rüstungsaufträgen kommen die Arbeitsplätze zur Versorgung der Truppenstandorte der Bundeswehr und der US-Army in Bremen und Bremerhaven. Das sind noch einmal knapp 10.000 Soldaten und Zivilisten, die in diesem Bereich in den letzen Jahren ihr Brot verdient haben. Betroffen von der drohenden Arbeitslosigkeit in diesem Bereich werden

insgesamt ca. 12.800 Angehörige, für die der Bund jährlich 320 Millionen Mark in Löhnen, Gehältern, Investitionen etc. bezahlt hat. Weitere 2.200 Arbeitsplätze sind durch die Truppenreduzierungen im niedersächsischen Umland gefährdet. Summa summarum hängt Bremen (im Vergleich zu anderen Bundesländern) mit knapp 25.000 direkt und indirekt rüstungsabhängigen Ar-

beitsplätzen am schlimmsten im Waffensumpf.

Knapp sechs Monate hat die Arbeitsgruppe für ihre umfangreiche Untersuchung gebraucht, an der Vertreter aus sieben Senatsressorts und der Stadt Bremerhaven beteiligt waren. Für die Erhebungen war die Arbeitsgruppe auf das Material der betroffenen Unternehmen angewiesen. Markus Daschner

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