: Musik und Bilder gegen die Tierquälerei
■ 1. Bremer Tierschutzfestival im Kulturzentrum Schlachthof / Für das Recht auf artgerechtes Tierleben
Halbe Sachen mögen sie nicht, die „Tierversuchsgegner Bremen“. Ihre Forderungen sind radikal: Vom kleinsten Wasserfloh bis zum Rindvieh soll grundsätzlich kein Tier mehr Opfer eines Tierversuchs werden. Die Massentierhaltung lehnen sie ab. Auch das von den TierrechtlerInnen organisierte „Tierschutzfestival“ ist keine halbe Sache. Ab 23. April finden im Schlachthof sechs Tage lang Diskussionen, Konzerte und Ausstellungen statt. Titel des Ganzen: „Tiere sehen Dich an.“
„Unser Gesellschaftssystem beruht auf der Tierquälerei“, sagte gestern Gunnar Zropf von den „Tierversuchsgegnern Bremen“ vor der Presse. Jährlich würden alleine in den alten Bundesländern 14 bis 20 Millionen Tiere für wissenschaftliche Experimente verbraucht, so Zropf. In Bremen sind es pro Jahr etwa 1.700 Tiere, die in staatlich genehmigten Tierversuchen ihr Leben lassen. Die reale Zahl dürfte aber wesentlich höher liegen. Für alle Tiere zum Beispiel, die an der Uni Bremen für die Ausbildung
der StudentInnen getötet werden, ist keine Genehmigung erforderlich. Bremen soll das erste „tierversuchsfreie“ Bundesland werden und sämtliche Experimente untersagen, fordern die Bremer TierschützerInnen.
Gunnar Zropf: „Heute ist kaum noch ein Produkt auf dem Markt, das nicht in Tierversuchen getestet wird.“ Die Palette reiche von Kosmetika über Farben und Lacke und Arzneimitteln. Die Rolle der Tiere beschrieb Zropf dabei drastisch: „Die Tiere sind in unserer Gesellschaft zu Meßinstrumenten und Rohstoffen degradiert.“
Wer für das „Recht der Tiere auf ein artgerechtes Leben“ eintrete, müsse auch eine andere, sanftere Medizin fordern, so Cornelia Petmecky, die Vorsitzende der „Tierversuchsgegner Bremen“. Anstatt nur die Krankheitssymptome mit Arzneimitteln zu bekämpfen, die an Tieren ausprobiert wurden, solle sich die Medizin lieber den sozialen Ursachen der Krankheiten widmen. Tiere würden dadurch nicht getötet und die Menschen lebten gesünder. Cornelia Petmecky: „Tierschutz ist also auch Menschenschutz.“ Alle diese Aspekte des Themas „Tierversuche“, nicht zu vergessen die Massentierhaltung und ihre Alternativen, wollen die TierrechtlerInnen von Dienstag bis Sonntag in insgesamt elf Diskussionsveranstaltungen abhandeln.
Dazu gibt es im Kulturzentrum Schlachthof ein breites Kulturprogramm, das nicht nur Dreingabe, sondern auch inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema sein soll. So treten die Metal-Bands „Poltergeist“ und „Death in Action“ auf, die sich auf ihren Schallplatten mit Tierversuchen beschäftigen. Abgerundet wird das Tierschutzfestival durch ein Kinderprogramm und einige Ausstellungen bildender Künstler. och
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