50 Millionen Mark für nutzlosen Messekeller

Berlin. Setzt der Senat auf dem Messegelände 47,5 Millionen Mark und die Zukunft des Messeareals in den Sand? Diesen Vorwurf erhob gestern die Fraktion von Bündnis 90/Grüne nach einer Sitzung des parlamentarischen Hauptausschusses. Ähnliche Zweifel beschlichen aber auch die Abgeordneten aller Parteien im Ausschuß. Sie verweigerten gestern ihre Zustimmung zu dem Bau von drei eingeschossigen, provisorischen Messehallen und vertagten die Debatte, nachdem Wirtschaftsstaatssekretär Hans Kremendahl keine Aussagen über die vorgesehene Lebensdauer der Hallen machen konnte.

Erst Ende Februar hatte der Senat den Bau einer neuen Messehalle nach Plänen des Frankfurter Architekten Unger gestoppt. Die Wirtschaftsverwaltung begründete dies mit den hohen Kosten von etwa einer Milliarde Mark, die Ungers Gesamtkonzept erfordert hätte. Allein der jetzt gestoppte erste Bauabschnitt hätte 88 Millionen Mark verschlungen und dafür nur 3.000 Qudratmeter Nutzfläche sowie 3.000 weitere Quadratmeter als Rohbau geboten. Die Behelfsbauten mit insgesamt 11.500 Quadratmetern würden den Senat nur 70 Millionen kosten.

Gerd Büttner, Haushaltsexperte von Bündnis 90/Grünen, machte gestern eine andere Rechnung auf. Allein für den bereits halb fertiggestellten Keller der Unger-Halle müsse der Senat auf alle Fälle 47,5 Millionen aufwenden werden, ohne daß dieses Bauwerk anschließend genutzt werden könne. Die Millionen würden »im Keller vergraben«, allenfalls für »schwarz-rote Messen« sei er noch tauglich.

Hinzu kämen die Kosten der neuen Provisorien, die zwar mehr Quadratmeter aber eine unklare Lebensdauer haben würden. Es sei, so Büttners Resümee, »grotesk«, wenn »aufwendige Baumaßnahmen zugunsten eines teuren Provisoriums mit unbestimmter Nutzungsdauer abgebrochen werden«.

Auch im Senat gibt es Stimmen, die das Hin und Her auf dem Messegelände für verheerend halten. Der Unger-Bau hätte bereits im Sommer fertiggestellt werden können, während die provisorischen Hallen erst Ende Juli ihren Baubeginn erleben könnten, heißt es. Es sei zu befürchten, daß das Messegelände »verbaut« und auf diese Weise auch städtebaulich verunstaltet werde. Von der Senatswirtschaftsverwaltung war gestern keine Stellungnahme mehr zu erhalten. hmt