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Eindeutigkeit

■ Betr.: Foto auf Seite 1 ("Er will sich nie auf eine Nahostlösung 'Land gegen Frieden' einlassen"), taz vom 14.5.91

betr.: Foto auf Seite 1 („Er will sich nie auf eine Nahostlösung ,Land gegen Frieden‘ einlassen“),

taz vom 14.5.91

Herzlichen Glückwunsch! Nun habt Ihr es also geschafft. Der „ewige Jude“ hat einen Platz auf Eurer Titelseite gefunden. Auch wenn die Überschrift des nebenstehenden Artikels („Israel und Syrien stoppen Bakers Pläne“) den geneigten LeserInnen eine objektiv-neutrale Sichtweise signalisieren soll, so kann das über den Charakter des Fotos nicht hinwegtäuschen. Keine erkennbare, also konkrete Person schaut einen da an, kein israelischer Politiker etwa, sondern eben „der Jude“, schwarzer Anzug, schwarzer Hut, Schläfchenlöckchen, uns den Rücken zukehrend, undurchdringlich, unverständlich, fremd. Aber nicht genug mit dieser antisemitischen Unverschämtheit. Wenn das Faß noch einen Boden hat, dann haut ihn spätestens die Bildunterschrift endgültig raus. [...] Er, also der Jude schlechthin, will sich nie, also charakterlich bedingt, auf eine Lösung einlassen, die seiner (historisch bekannten, nicht wahr?) Raffgier (Land, Land, bloß Land will er) entgegensteht. Der ewige Jude ist schuldig (hat selber Schuld) an der Misere im Nahen Osten, nicht etwa eine spezifische Politik, sei es die israelische, die syrische oder eine andere. Die logische Schlußfolgerung: die Nazis hatten doch recht, der Jude muß weg.

Aus Berlin danken für Eure Eindeutigkeit Katrin Fischer, Susanne Kreiner, Dirk Steinwald

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