Mit Willi Lemke Kunst kucken

■ Kommenden Freitag bricht der III. Bremer Kunstfrühling an / Die Ateliers sind offen

Der Kunstfrühling knospt, heraus brechen steinerne Stellwände: Eislaufhalle in ArbeitF.: T.Vankann

Wollen Sie mit Hucky Heck Kunst kucken? Mit Ute Wedemeier über minimalistische Positionen in der Bremer Kunstlandschaft diskutieren? Wollen Sie wissen, was Wirtschaftssenator Beckmeyer von Konzeptkunst hält und ob Willi Lemke heimlich malt? Dann ist der dritte Bremer Kunstfrühling, der am 7. Juni zur heißesten Breminale-Zeit anbricht und 9 Tage währt, der richtige Tip für Sie. Führungen mit Promi-Talk vor den Bildern und Objekten von 41 handverlesenen Bremer KünstlerInnen in der zum Kunsttempel umgebauten Eislaufhalle: Das ist eins der Bonbons, mit denen der Veranstalter BBK, Bremer KünstlerInnen-Berufsverband, zur großen Leistungsschau der Bremer Hammer- und Pinselszene lockt.

Die Eislaufhalle mit der zentralen Ausstellung, Infostand, Kleinrestauration und organisierten Ereignissen ist das eine Bein des Kunstfrühlings, der sich damit von seinen Vorgängern heftig unterscheidet: 1985 und 1988 präsentierte sich die Bremer Kunst in Galerien, Firmen und öffentlichen Einrichtungen.

Hierhin bitte die gebaute Mauer

Zweites Kunstfrühlingsbein ist das offene Atelier, das schon mal in Köln und Amsterdam Erfolg hatte. 130 KünstlerInnen aus Bremen und umzu öffnen für einige Tage ihre Werkstatt für alle, die einmal hinter die Leinwand gucken wollen und sich für den Menschen und seine Produktionsbedingungen interessieren.

Zwei Kunstfrühlings-Projekte laufen dazu parallel: In einer alten Fabrikhalle auf dem verödeten AG-Weser-Gelände bauen Bert Haffke und Ralph Kull eine Installation namens „Verlassene Grenzen“ auf. Und in Bremerhaven arbeitet eine Künstlerinnengruppe um Angela Kolter im Tidegebiet der Geeste. „Vita reducta“ heißt das Projekt unter den Bedingungen von Ebbe und Flut.

„Kunst“ ist das Thema des Rahmenprogramms in der Eislaufhalle mit Theater, Dichterlesung und Musik. Ilja Richter und Dirk Diekmann haben eine Theatercollage ausgeheckt, Detlev Michelers liest eigens Erdachtes, Blaumeiers „Zuckerjungs“ kommt zur Aufführung (Petra Husheer) und Eckart Beinke & Ensemble kommen mit Neuer

Musik. Am Schluß steigt das ganz unglaubliche Künstlerfest in der HfK mit großem Buffet, kleiner Sektbar und solchen Knallern wie „Flax und Schmalz“ (feurige „Zigeuner“-Musik) und „Groove“ (Oldie-Rock).

Die Eintrittspreise für Veranstaltungen und Fest halten sich in Grenzen (6 bis 10 Mark, Ermäßigung möglich). Daß die Veranstalter allerdings auch Geld für die Ausstellung nehmen müssen, schmerzt sie. Doch sie müssen böse rechnen, ein geschätzter Etat von gut 100.000 DM ist eine ernstzunehmende Größe. Zwar helfen Kulturbehörde und die Sparkasse, doch die Suche nach Privatsponsoren war ein Flop. Ein Gasbausteinhersteller verleiht für die Stellwände in der Eislaufhalle einige Fuhren Steine. Sonstige private Hilfen bewegen sich im Bereich der Frechheit. Beck's griff tief in die Portokasse und spendete fürs Fest 70 Kisten Bier.

Eröffnung des Kunstfrühlings ist am Freitag, 7. Juni, 20 Uhr in der Eislaufhalle; Henning Scherf als Schirmherr wird sich gut gelaunt kurzfassen, Ute Wedemeier und der Kunstreferent Hans Joachim Manske wollen eine Einführung in die Ausstellung geben. Burkhard Straßmann