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Arbeitsmarkt: Ruhe vor dem Sturm im Osten

■ Anstieg der Ost-Arbeitslosenzahlen gebremst — aber nächste Entlassungswelle kommt Ende Juni

Nürnberg (taz) — Auf dem Arbeitsmarkt im Osten der Republik herrscht die Ruhe vor dem Sturm: Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Mai zwar nur um 5.300 auf 842.285, und die Zahl der Kurzarbeiter ist sogar gesunken — doch schon am 30. Juni steht eine neue Entlassungswelle an. Heinrich Franke, Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, rechnet bis zum Jahresende mit einer Verdoppelung der Ost-Arbeitslosen. 1,75 Millionen oder knapp 20 Prozent werden dann auf der Straße stehen.

Schon jetzt zeichnet sich eine Tendenz zur Langzeitarbeitslosigkeit ab. Immer mehr Frauen werden entlassen — und auch die Kurzarbeit nimmt stetig zu. Wenn nicht immer mehr Ostler im Westen Arbeit suchten und fänden — 350.000 mittlerweile — und 513.000 Menschen Vorruhestands- und Altersübergangsgeld bezögen, sähe die Statistik noch schlimmer aus. Und nach Schätzungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts des DGB werden im kommenden Jahr zwei Drittel aller Menschen in den neuen Bundesländern von Sozialleistungen und privaten Unterhaltszahlungen leben müssen. BfA-Chef Franke bleibt dennoch gelassen: „Vor lauter Schatten sollte man das Licht nicht übersehen.“ SEITE 6

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