: Voll daneben
■ Betr.: "Riesling Leichtseich von Rheinpfalz", taz vom 11.6.91
betr.: „Riesling Leichtseich von der Rheinpfalz“, taz vom 11.6.91
Daß sich die taz mit Eß- und Trinkkultur kaum beschäftigt, habe ich inzwischen verschmerzt, wenngleich ich die Freudlosigkeit, mit der sich das linksgrüne Spektrum ernährt, immer noch bedauere.
Nun hat sich ein Redakteur aus heiterem Himmel an das Thema Wein gewagt und eine Meldung ausgegraben, wonach ein Pfälzer Winzer „Riesling-light“ produzieren will. Potzteufel, denkt der Mann (oder die Frau), hat noch nie etwas davon gehört, kümmert sich auch nicht weiter drum und schreibt Mist.
Keineswegs hat der Pfälzer Wolfgang Hofmann als erster die Idee entwickelt, Riesling zu entalkoholisieren. Entalkoholisierte Rieslinge gibt es in mehreren Kellereien, und zwar seit Jahren. In England beispielsweise liegt der Absatz entalkoholisierter Weine aus Deutschland bei weit über einer Million Flaschen. Vor knapp zwei Jahren machten wir bereits eine Verkostung von über 20 entalkoholisierten Weinen (Tendenz: Katastrophe). Und im deutschen Lebensmittelhandel ist der entalkoholisierte Sekt Faber light seit zwei Jahren erhältlich.
Der erste übrigens, der es mit der Sorte Riesling versuchte, war ausgerechnet ein Rheingauer Winzer, nämlich Hans Barth. Dessen Jahrgang 1986 habe ich damals probiert. Er war hübsch-teuer verpackt und schmeckte scheußlich. Also auch der Witz mit den Rheingauern und den Pfälzern ging voll daneben. [...] Jürgen Mathäß, Chefredakteur WEINWIRTSCHAFT, Landau
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