: Bremer Briefkultur
■ Wie die Kulturbehörde das Überseemuseum beugte
Feine Herren bewahren, auch wenn sie grob Druck ausüben, den höflichen Tonfall. Unter den Mitarbeitern der Bremer Kulturbehörde scheint das nicht immer üblich — in der Regel sind die betroffenen Beamten aber zum Schweigen verpflichtet. Ein seltener Glücksfall also, der es möglich macht, den Brief zu dokumentieren, mit dem die Kulturbehörde die Interessen der Sparkasse gegen die Entscheidung des Projektleiters der Ausstellung „Schätze aus dem Kreml“ durchsetzte. (vgl. die Berichte taz 21.9./ taz 24.9.)
Nur 14 Tage nach dem Sparkassen-Brief vom 30.1.1991 hatte Kulturamtsleiter Dieter Opper zur Schreibmachine gegriffen und schrieb „im Auftrag“ (seines Staatsrates) folgende Anweisung:
hier Brief-Faksimile
Der grob korrigierte Tippfehler „sich“ — „ich“ deutet darauf hin, daß keine Sekretariatskraft, sondern Dieter Opper eigenhändig die Schreibmachine bediente. Opper weist nicht auf Argumente hin, sondern stellt in aller Deutlichkeit den „Bezug auf den Brief der Sparkasse“ her. Zwei Monate später, im April 1991 hat Stührmann, der Projektleiter der Kreml-Ausstellung, dem Staatsrat Hoffmann schriftlich noch einmal die Gründe für seine Entscheidung mitgeteilt - zu einem Gespräch war es nicht gekommen. Für Stührmann hatte der Fall „grundsätzliche Bedeutung“, weil er „fehlenden Sinn für marktwirtschaftlichen Wettbewerb“ dokumentiere. Die Vorgehensweise trage „kommandowirtschaftliche Züge“ und „ist für mich Protektionismus in Reinkultur“. K.W.
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