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Iran-Verlage auf der Buchmesse: Verleger protestieren

Frankfurt/Main (dpa/ap/taz) — Zwei Wochen vor Beginn der Buchmesse haben elf deutsche Verlage gegen die Zulassung von acht iranischen Ausstellern protestiert: „Wir finden es unerträglich, daß angesichts der fortbestehenden Morddrohung des Irans gegen Salman Rushdie und alle Übersetzer und Verbreiter seines Werkes Die satanischen Verse auch solche iranischen Verlage ausstellen können, die sich direkt oder indirekt hinter das Todesurteil gestellt haben. In der Verantwortung unseres verlegerischen Berufes bitten wir Sie dringend, die durch den Fall Rushdie inkriminierten iranischen Verlage von der Buchmesse auszuschließen.“ Unterzeichnet haben u.a. die Verleger Blessing (Droemer), Brücher (DuMont), Göbel (dtv), Mehnn (Hoffmmann & Campe), DuMont (Kiepenheuer & Witsch), Piper (Piper), Naumann (Rowohlt) und Unseld (Suhrkamp).

Messedirektor Peter Weidhaas bekräftigte gestern allerdings die Endgültigkeit der Entscheidung. Zwar bedauert er sie inzwischen — „der Zeitpunkt war und ist verkehrt“—, der Beschluß vom Februar diesen Jahres sei allerdings nicht revidierbar. Gründe für die Unmöglichkeit, eine Zulassung zurückzunehmen, nannte er nicht. Pressesprecher von der Lahr behauptete gestern erstmals, die Darstellung, Rushdie habe der Buchmesse Wortbruch vorgeworfen, sei aus der Luft gegriffen. Aussage gegen Aussage: Nach Informationen der taz hat der Autor nicht nur allgemein darauf gedrungen, „daß Iran das nicht als Sieg auslegen kann“, sondern eine Zusage der Buchmesse erhalten, die iranischen Verlage bis zur Aufhebung der Fathwa auszuschließen.

Im Gegensatz zum bundesdeutschen PEN-Zentrum, das die Haltung der Messeleitung kritisiert, hat sich der Verband Deutscher Schriftsteller (VS) gestern mit ihr solidarisiert. Die Ablehnung des Todesurteils gegen Rushdie dürfe nicht gleichzeitig zum Boykott der gesamten iranischen Gegenwartsliteratur führen, so der VS-Vorsitzende Uwe Friesel. Um ein Todesurteil handelt es sich allerdings nicht: Die Fathwa ist ein Mordaufruf.

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