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Aufbau-Verlag gibt frisierte Auflagen zu

Frankfurt/Main (dpa) — Der Aufbau-Verlag, einst renommierter DDR-Literaturverlag, hat nach Darstellung seines bisherigen Geschäftsführers Elmar Faber mindestens seit 1983 Lizenzverträge mit westlichen Verlagen gebrochen und höhere Auflagen gedruckt als vereinbart. Faber sagte am Donnerstag auf der Frankfurter Buchmesse, ähnliche Praktiken habe es auch in anderen Häusern, etwa bei „Volk und Welt“ in Berlin, gegeben. Die Gewinne der Verlage habe das Ministerium für Kultur eingezogen. Der Aufbau- Verlag und Volk und Welt waren am Montag wegen des Verdachts des Betrugs von der Polizei durchsucht worden. Die Treuhandanstalt hat den Aufbau-Verlag vor vier Tagen an vier westdeutsche Gesellschafter verkauft. Faber meinte zur Praxis in DDR-Verlagen, „von Betrug kann in keiner Weise die Rede sein, vielmehr handelte es sich um eine Art Staatskriminalität“. Die sogenannten Plus- Auflagen seien mindestens seit 1983 im Haus Aufbau an der Tagesordnung gewesen. Wegen akuter Knappheit an westlichen Devisen seien die vertraglich festgelegten Zahlen von lizenzierten Büchern nach oben frisiert und dann gedruckt worden, ohne den Urhebern eine Vergütung zu zahlen. Gegen den „massiven“ Einsatz von bewaffneten Polizeikräften im Aufbau-Verlag vom Montag protestierten der Verband Deutscher Schriftsteller (VS), die Deutsche Literaturkonferenz und der Autorenrat des Verlags. Wegen der „Unverhältnismäßigkeit“ der Mittel müßten rechtliche Bedenken angemeldet werden, hieß es in der Mainmetropole. Offenbar gebe es Kräfte, die an der Existenz von Aufbau nicht interessiert seien, meinte der VS.

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