: Nachgefragt
■ Gegen Nationalitätennennung
Rolf Lüken ist Polizeipräsident in Bremen. Im taz-Interview wendet er sich gegen die Nennung von Nationalitäten in der Berichterstattung über Straftaten.
taz: Mich stört, daß beim Polizeibericht immer die Nationalitäten genannt werden. Wozu soll das dienen?
Rolf Lüken: Das tun wir nicht. Ich lege großen Wert darauf, daß immer dann, wenn ausländische Mitbürger an Straftaten beteiligt sind und die Straftat aufgeklärt ist, daß dann die Nationalität überhaupt keine Rolle spielt. Dann ist nur zu berichten, was passiert ist. Aus. Nun gibt es natürlich häufig Nachfragen von Pressevertretern, die mehr wissen wollen. Und die dann auch oft auf eigene Faust weiterrecherchieren. Und die dann darauf stoßen, das es Türken waren oder Kurden oder was weiß ich. Und dann steht das in den Zeitungen.
Das heißt, daß die Presse nicht verpflichtet ist, die Nationalität zu erwähnen?
Nein, überhaupt nicht.
Sie meinen auch, daß die Nennung von Natinalitäten auch rassistisch mißbraucht werden könne?
Natürlich. Das kann umgemünzt werden in Ausländerfeindlichkeit. Eine andere Frage ist natürlich die Nationalitätennennung bei Fahndungen. Es ist eine Vergewaltigung oder ein Raub passiert, und Zeugen haben festgestellt, daß der Täter beispielsweise dunkle Hautfarbe hatte. Dann muß natürlich die Polizei, wenn sie zur Fahndung aufruft, auch sagen: Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen Täter mit dunkler Hautfarbe. Das ist aber keine Ausländerfeindlichkeit, sondern ein Fahndungskriterium.
Sie meinen, das ist notwendig für die Ermittlung?
Für die Fahndung bei noch nicht aufgeklärten Straftaten. Aber wenn der Täter festgenommen ist und es wird über diese Tat berichtet, dann genügt es völlig, wenn man sagt: ‘Es war eine männliche Person, 45 Jahre alt.'
Wenn die Presse die Natinalität wissen will, sind sie dann nicht verpflichtet, diese zu erwähnen.
Nein. Fragen: Sadia Ghelala-Schlinke
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