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Niedersachsen: Neue Giftmüll-Verbrennung?

■ Gutachten errechnet 70.000 Tonnen Sonderabfall

Auch bei erheblichen Anstrengungen zur Vermeidung und Verminderung von Sonderabfällen ist in Niedersachsen offenbar eine Anlage zur Verbrennung von Giftmüll notwendig. Das geht aus einer ersten internen Auswertung eines Gutachtens hervor, das von Prognos (Basel) und dem Ökoinstitut (Freiburg) zur künftigen Sondermüllentsorgung erarbeitet wurde. Die rot-grüne Koalition hatte die Entscheidung zur heftig umstrittenen Giftmüllverbrennung bisher offengehalten und auf einen neuen Sonderabfallentsorgungsplan verwiesen.

In einem Vermerk aus dem zuständigen Fachreferat ist neben einer Reihe von notwendigen Maßnahmen zur Verringerung des oft hochgiftigen Sondermülls eine Restmenge für die Verbrennung von rund 70.000 Tonnen pro Jahr genannt. Dafür seien eine Hochtemperaturverbrennungsanlage mit einer Jahreskapazität von 30.000 Tonnen sowie weitere Spezialöfen zur thermischen Behandlung notwendig, wie beispielsweise die in Salzgitter geplante Pyrolyseanlage. Zusätzlich würden für weitere 70.000 Tonnen dringend chemisch-physikalische Behandlungsanlagen gebraucht.

Prognos und das Ökoinstitut haben dem Vermerk zufolge ermittelt, daß das Sonderabfallaufkommen in den nächsten Jahren von derzeit knapp 1,9 Millionen Tonnen im Jahr auf 2,3 Millionen Tonnen anwachsen wird. Durch Verminderung, Vermeidung und Verwertung lasse sich die Menge auf 1,3 bis 1,4 Millionen Tonnen verringern. Der Großteil werde auch künftig deponiert werden. Neben der Ausweitung der einzigen landesweiten Deponie in Hoheneggelsen verweist der Vermerk auf die erforderliche „Standortvorsorge für künftige Deponien“. Auch die Diskussion über Salzkavernen als Endlager für die Reststoffe aus Verbrennung und Filteranlagen wird wieder belebt.

Das Umweltministerium bezeichnete auf Anfrage den Vermerk als „Entwurf“, der noch nicht abschließend beraten sei. Eine Entscheidung über den Bau einer Verbrennungsanlage sei so schnell nicht zu erwarten. Sie sei noch „völlig offen“, da das Umweltministerium bei der nun anstehenden Aufstellung eines Entsorgungsplan vorrangig die Vermeidungspotentiale unter die Lupe nehmen werde. Auch die errechnete Zahl von 70.000 Tonnen Verbrennungsabfällen sei in der Abteilung noch umstritten. dpa

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