: Militär trainiert Inkatha-Killer
Südafrikas Regierung organisiert und finanziert bis heute Todesschwadrone aus Inkatha-Mitgliedern ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Südafrikas militärischer Nachrichtendienst hat die Zulu-Partei Inkatha in den letzten Jahren massiv unterstützt. Er hat Berater gestellt, Inkatha-Killer ausgebildet und geheime Militärlager finanziert. Das behauptete am Freitag die unabhängige Johannesburger Wochenzeitung 'Weekly Mail‘ unter Berufung auf einen Informanten aus der Führungsspitze von Inkatha. Gleichzeitig veröffentlichte die Zeitung eine Bestätigung der südafrikanischen Polizei, daß eine Inkatha-Versammlung im Januar dieses Jahres mit staatlichen Mitteln finanziert wurde.
Diese Enthüllungen widersprechen der Versicherung von Präsident Frederik de Klerk, der im Juli dieses Jahres erklärt hatte, die Unterstützung für Inkatha sei bereits im März 1990 beendet worden. Der Zeitung zufolge wurden die Kontakte zwischen dem Militär und Inkatha über Tarnfirmen abgewickelt, die angeblich Erwachsenenbildung betrieben. So wurden im Jahr 1987 zweihundert Inkatha-Mitglieder in einem geheimen Militärlager in Namibia ausgebildet — zu „Todesschwadronen“, wie die 'Weekly Mail‘ berichtet. In einem geheimen Lager im Zulu-Homeland Kwa Zulu, das mit Mitteln des Militärs eingerichtet und betrieben worden war, wurde die Ausbildung dann fortgesetzt. Auch die Löhne der Killer werden angeblich bis heute über die Tarnfirmen vom Militär bezahlt.
Mindestens zwei Todesschwadrone operieren angeblich immer noch von ihrer Basis in der Kwa-Zulu-Hauptstadt Ulundi. Unter ihnen befinden sich auch Mitglieder der Polizei des Homelands. Sie sollen sich an zahlreichen Angriffen gegen politische Gegner von Inkatha, vor allem gegen Mitglieder des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), beteiligt haben. Die südafrikanische Menschenrechtskommission machte in ihrem jüngsten Bericht die Polizei von Kwa Zulu für die andauernde politische Gewalt in der Provinz Natal mitverantwortlich.
Dem Informanten der 'Weekly Mail‘ zufolge ist Zulu-Führer Häuptling Mangosuthu Buthelezi über die Verbindungen zwischen Inkatha und dem Militär informiert. Zwei Vertreter der Tarnfirmen des Militärs hielten 1989 eine Ansprache vor dem Zentralkomitee von Inkatha, bei der auch Buthelezi zugegen war.
Louis Pasques, der Leiter der wichtigsten Tarnfirma des Militärs, „Adult Education Consultants“ (Berater für Erwachsenenbildung), hat bestätigt, daß er im Auftrag des Militärs gearbeitet hat. Die 'Weekly Mail‘ hatte letzte Woche berichtet, daß Pasques mit einem Netz von angeblich christlichen Organisationen unter Mischlingen im ganzen Land „Fortbildungskurse“ angeboten hat, in denen gegen den Afrikanischen Nationalkongreß und für die regierende Nationale Partei (NP) Propaganda gemacht wurde.
Die jüngsten Enthüllungen kommen wenige Tage vor Beginn der Vielparteienkonferenz über die Zukunft Südafrikas. Die Rolle von Inkatha in den Verhandlungen wird nun weiter in Frage gestellt. Auch die Aufrichtigkeit des südafrikanischen Präsidenten de Klerk ist erneut anzuzweifeln. Das wird die Forderungen der Opposition nach einer Interimsregierung stärken.
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