Anaboles Knockout

■ Der DDR-Boxtrainer Günther Debert verläßt den Ring

Berlin (dpa) — Günter Debert hat das Handtuch geworfen. Der 62jährige beendet zum Jahresende als einer der erfolgreichsten Amateurbox- Trainer der Welt seine Karriere. Debert soll im Bericht der Richthofen- Kommission zu den 50 Doping-belasteten Personen des DDR-Sports gehören. Der Berliner war von 1978 bis Ende vergangenen Jahres Cheftrainer des Deutschen Boxverbandes der DDR. In dieser Zeit wurden drei seiner Boxer Olympiasieger, einer Weltmeister und 14 europäische Champions. Mit diesen Erfolgen ist Debert auf eine Stufe mit Alcides Sagarra zu stellen, seit 30 Jahren Cheftrainer der kubanischen Staffel.

„Wir verlieren mit Debert einen der erfahrensten Box-Experten der Welt“, bedauerte Verbandspräsident Kurt Maurath: „Aber unsere Sportart muß endlich heraus aus den negativen Diskussionen.“ Der Trainer bestreitet alle Doping-Vorwürfe: „Ich selbst habe nie einem Boxer eine einzige Pille gegeben.“ Anfang der achtziger Jahre habe eine Ärztekommission in Leipzig ein gutes Jahr lang DDR-Boxer untersucht. Dabei wurden angeblich leistungsfördernde Mittel verabreicht.

Der als Doping-Kronzeuge gegen Debert aufgebaute Maske-Trainer Manfred Wolke dementierte inzwischen seine angeblich belastenden Aussagen: „Ich wasche keine dreckige Wäsche. Das schließt meine persönlichen Erlebnisse mit Debert und den angeblichen Dopingmißbrauch ein. Bei der gegenwärtigen Kampagne gegen Debert habe ich das Gefühl, daß neue Köpfe aus dem Ostsport rollen sollen.“

Als Leistungssport-Koordinator des DABV plante der Erfolgstrainer der DDR auch für die Vorbereitung der Boxer auf die EM und WM '92. Die deutschen Fäustler gewannen nach Deberts Trainingsplänen in Göteborg und Sydney vier Titel. Über seinen Nachfolger hat die DABV- Führung noch nicht entschieden. Präsident Maurath: „Ich könnte mir vorstellen, daß wir wieder einen Ost- Trainer berufen.“ Ring frei!