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„Judenschule“

■ Antisemitismus oder Redensart?/ Streit in Österreich

Wien (taz) — „Hier geht's ja zu wie in einer Judenschule.“ Über die Frage, ob diese Bemerkung antisemitisch oder „im deutschen Sprachgebrauch üblich“ ist, herrscht in Österreich Uneinigkeit. Nicht etwa ein verwirrter Schüler, sondern der Direktor eines Linzer Gymnasiums hatte den Satz gebraucht, um bei der Vorbereitung eines Abiturballs für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Direktor Volkmar Berger, der 1991 für die radikal rechte FPÖ für den Gemeinderat kandidierte, steht zu seinen Worten. Allenfalls seien sie „vielleicht etwas ungeschickt“ gewesen. Schützenhilfe bekommt er von dem oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Ratzenböck von der konservativen ÖVP. Der sagte entschuldigend: „Ich fürchte, ich habe das schon öfter gesagt, und da ist nichts Antisemitisches dran.“ Als Beleg dafür, daß es sich bei dem Satz um eine deutsche Redensart handelte, schickte Landeshauptmann Ratzenbock einen Auszug aus dem Herder-Lexikon. Landeshauptmann Ratzenböck verteidigt nicht zum ersten Mal rassistische Äußerungen: Als 1987 der Linzer Vizebürgermeister Hödl dem Präsidenten des World Jewish Congress einen antisemitischen Brief schickte, setzte sich der Landeshauptmann auch für Hödl ein.

Schon damals wies der Landeshauptmann jeglichen Antisemitismus weit von sich. „Einer meiner besten Freunde ist Halbjude“, betonte er im Interview für eine jüdische Zeitung in klassisch rassistischem Nazi-Jargon.

Anderer Auffassung über die „Judenschule“ ist jetzt allerdings der Amtsführende Landesschulratspräsident Johannes Riedl, der ebenfalls der ÖVP angehört. Er bedauerte, daß diese antisemitische Äußerung gefallen sei, und beraumte eine Anhörung an. Vor den Jugendlichen, Eltern und Beamten erklärte Berger, er habe niemanden verletzen wollen und lehne jeglichen Antisemitismus ab. Doron Rabinovici

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