: Denken ist gut, handeln ist besser
■ betr.: "Die wahre Umweltkatastrophe sind wir selbst", taz vom 7.2.92
betr.: „Die wahre Umweltkatastrophe sind wir selbst“, Interview mit der Psychotherapeutin Sigrun Preuss, taz vom 7.2.92
Mit großem Interesse lese ich dieses Interview, das hoffentlich viele dazu bewegt, über sich selbst als Täterin nachzudenken, denn es ist nur zu einleuchtend, daß die wahre Umweltkatastrophe wir selbst sind. Jeden Satz also lese ich mit einem bestätigenden Kopfnicken (...), bis ich zum letzten Passus des Artikels gelange, in dem Frau Ziegenhagen Frau Preuss fragt: „...und haben Ihr eigenes Auto abgeschafft?“ Bei der Antwort fällt mir glatt die Kinnlade runter: „Nein, das hat aber verschiedene private Gründe.“
Meinen Glückwunsch, Frau Therapeutin! Was halten Sie denn davon, sich mit ihren eigenen Verdrängungsmechanismen mal auseinanderzusetzen? Genau das ist es doch (was Sie ja auch so zutreffend erklären), daß jede(r) ihre/seine diversen „privaten“ Gründe hat, die erfolgreich verhindern, daß wir umweltbewußter denken beziehungsweise besser noch handeln. Als Psychologin hätte ich Ihnen noch mehr Kenntnisse und Erfahrungen mit sich selbst zugetraut. Auf die Frage, was sich bei Ihnen selbst durch die Auseinandersetzung mit psychischen und ökologischen Zusammenhängen verändert hat, antworten Sie: „Zuerst habe ich mich dann mit meinen eigenen Ängsten vor dem Tod auseinandergesetzt. Erst dann konnte ich mich mit der Umwelt beschäftigen.“
Inwieweit diese Reihenfolge richtig ist, lasse ich mal dahingestellt. Aber mir drängt sich nach dieser Antwort die Frage auf, ob es Ihnen reicht, sich mit Ihrer Angst vor dem Tod zu beschäftigen und, wie Sie es noch nennen, „zur Angstfähigkeit wachsen“? Anders ausgedrückt: wenn man das erreicht hat, hat man schon zum Umweltschutz beigetragen?
Na dann, gute Nacht und auf zum fröhlichen Sterben: Wir haben ja jetzt keine Angst mehr davor! Brigitte Breidenbach, Aachen
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