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Sinnead O'Connor: „Ich habe abgetrieben“

Dublin (taz) — Tausende von Menschen demonstrierten am Samstag in zahlreichen irischen Städten gegen das Gerichtsurteil vom vergangenen Montag, das einem 14jährigen vergewaltigten Mädchen einen Schwangerschaftsabbruch sowie die Ausreise aus Irland untersagte. Auf der Dubliner Kundgebung erklärte die irische Rocksängerin Sinead O'Connor, daß sie vor drei Monaten zum zweiten Mal abgetrieben habe. Am Vortag war O'Connor vorbei an dem Wachpersonal in das Dubliner Parlament gestürmt und hatte ein Gespräch mit Premierminister Albert Reynolds verlangt, der sich schließlich 20 Minuten lang mit ihr unterhielt.

Eine Meinungsumfrage hat gestern ergeben, daß zwei Drittel der Bevölkerung für die Freigabe der Abtreibung in besonderen Fällen eintreten — allerdings nicht in Irland. Die betroffenen Frauen sollen lediglich nach England ausreisen dürfen. Doch selbst dazu wäre eine Änderung der Verfassung per Volksentscheid notwendig. Das wollen jedoch fast alle Parteien — einschließlich ihrer weiblichen Abgeordneten— verhindern. Sie setzen statt dessen auf den Berufungsprozeß gegen die 14jährige, der heute vor dem höchsten irischen Gericht beginnt. Die Regierung will sämtliche Kosten für das Verfahren übernehmen.

Dennoch haben verschiedene Prominente ein Spendenkonto für die Familie eingerichtet, da in erster Instanz bereits hohe Kosten entstanden sind. Darüber hinaus will die Familie so schnell wie möglich umziehen, weil der Vergewaltiger — der Vater einer Schulfreundin des Mädchens, der die Tat jedoch bestreitet — nach wie vor unbehelligt in der Nachbarschaft wohnt. Die Nummer des Spendenkontos ist: Victim Support Appeal, Bank of Ireland, College Green, Dublin 2, Kto.-Nr. 22417982. Ralf Sotscheck

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