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Spezialisten im Embargobruch

■ Die Geldquelle Wetzenstein-Ollenschlägers gehörte zu den hochkarätigsten Stasi-Firmen

Berlin (taz) — Ost-Berlin, Schlegelstraße 15, Parterre. Wer den schleusenartigen Vorraum betritt, wird gleich von zwei Videoaugen beäugt. Früher, zu DDR-Zeiten, wiesen Schilder neben dem Eingang die Lokalität als Zentrale der Firmengruppe „Forgber“ aus. Heute residiert hier die „Inhafo GmbH“. Schilder und Namen wurden ausgewechselt. Doch hinter der tristen Stahlblechtür wirkt wie eh und je derselbe Mann: der Kaufmann Dr. Günther Forgber. Unter dem Kommando des Stasi-Obristen Alexander Schalck-Golodkowski bildete Forgber bis zur Wende einen wichtigen Knotenpunkt in dessen klandestinem Firmengeflecht „Kommerzielle Koordinierung“ (KoKo). Die Spezialität des Topschiebers: die illegale Beschaffung sensitiver Hochtechnologie und anderer Embargogüter im Westen. Sein Beschaffungsnetz taucht in Stasi-Akten auch als „Arbeitsgruppe Schlegelstraße“ auf. Gemäß einem Organogramm des Bundesnachrichtendienstes unterhielt Forgbers Firma „Exportcontact“ Ableger in Budapest, Wien, Zürich, Vaduz und Bergamo. Eine andere Forgber-Firma, die „Scientific Instruments“, verfügte allein in London über drei Filialen, dazu über Büros in Kanada und Japan. Innerhalb der KoKo war Forgbers Firmengruppe der Hauptabteilung I unterstellt. Zur dieser sogenannten „Linie I“ gehörten jene Schalck-Unternehmen, die doppelt unterstellt waren: KoKo und Markus Wolfs HVA. Nach der Vereinigung versuchte Günther Forgber, ebenso wie der langjährige Boß der „F. C. Gerlach“, Michael Wischniewski, die von ihm geleiteten KoKo-Stasi-Unternehmen als harmlose Privatfirmen und deren Vermögen als sein Privateigentum darzustellen. Schalck-Golodkowski gab jedoch bei der Berliner Staatsanwaltschaft wie beim Bundeskriminalamt zu Protokoll, daß in beiden Fällen „das gesamte Betriebsvermögen ausschließlich Staatsvermögen und kein Privatvermögen“ sei. Neue Eigentümerin beider Firmen war damit automatisch die Treuhandanstalt. Doch der mochten Forgber und Wischniewski die Beute aus jahrelanger Schiebertätigkeit nicht überlassen. Beide gründeten neue Firmen: Günther Forgber hatte schon im Januar 1990 mit Hilfe des früheren KoKo-Hausanwaltes Manfred Wünsche die „Forgimpe“ ins Handelsregister eintragen, diese dann im März 1990 in „Inhafo“ umbenennen lassen; Michael Wischniewski meldete am 19. April 1991 die Firma „Etablissement F. C. Gerlach“ an. Wischniewski flog dann mit dem plumpen Versuch auf, von früheren Gerlach-Firmenkonten bei der Schoeller-Bank in Wien 140 Millionen Mark auf sein Privatkonto bei derselben Bank umzubuchen. Mittlerweile liegt die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft beim Berliner Kammergericht. Auch Schalck-Spezie Günther Forgber versuchte, KoKo- Erbmasse auf dem Umweg über Österreich beiseite zu schaffen. Am 15.Januar dieses Jahres ließ die Staatsanwaltschaft mehrere Büros und Wohnungen in Deutschland und Österreich filzen; drei ehemalige KoKo-Chargen wurden vorübergehend inhaftiert, unter ihnen „Inhafo“-Chef Günther Forgber und Ex-KoKo-Anwalt Manfred Wünsche. Bei der Auswertung der bei dieser Razzia beschlagnahmten Unterlagen geriet der Name des damaligen Mielke-Verteidigers Jürgen Wetzenstein-Ollenschläger im Zusammenhang mit einem Transfer von 17 Millionen DM ins Visier der Ermittler. Thomas Scheuer

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