piwik no script img

Lockangebot für Börsenhof

■ Versicherungskonzern bestellte Wedemeier zum Verkaufsgespräch / Beirat protestiert

Ein verführerisches Angebot wird der Gerling-Konzern Anfang Mai Bürgermeister Klaus Wedemeier pesönlich unterbreiten. Der Versicherungskonzern bietet an, den völlig heruntergekommenen Börsenhof zwischen Hintereingang der Bürgerschaft und McDonalds aus eigenen Mitteln neu zu gestalten — allerdings nur unter zwei Bedingungen:

Gerling, dem bereits das Börsenhof-Gebäude B gehört, will sich vorher von der Stadt alle zugehörigen Grundstücke und vor allem den historischen Rundbau der eigentlichen Börse verkaufen lassen.

Und der von dem Versicherungskonzern geplante Um- und Ausbau des Börsenhofs „schließt auch den Abriß oder Teilabriß von nicht denkmalgeschützten Gebäuden ein“.

So jedenfalls heißt es in einer internen Aktennotiz des Finanzsenators über ein Vorgespräch mit dem Gerling-Vorstand, das dem Ortsamtsleiter Mitte, Hucky Heck, zugespielt wurde. Der ahnte, daß hier auf höchster Ebene an seiner Zuständigkeit vorbei ein wichtiges Stück der Bremer Innenstadt verkauft und verplant werden soll und machte den Fall am Montag abend vor dem Beirat Mitte öffentlich. „Es besteht die Gefahr, daß es in so einem Gespräch zu Absprachen kommt, die vom Beirat nicht wieder rückgängig zu machen sind“, begründete Heck seine Indiskretion.

Die Beiräte sahen es genauso und forderten den Senat auf, in der Sitzung mit Gerling „keinerlei verbindliche Zusagen“ in Sachen Börsenhof zu machen. Dieser Bereich sei „städtebaulich wie historisch von herausragender Bedeutung“ und dürfe deswegen nur nach einem „intensiven Diskussions- und Meinungsbildungsprozeß umgestaltet werden. Zwar könne ein Verkauf der historischen Börse die Zustimmung des Beirats finden, allerdings nur, „wenn die jetzige Fassade erhalten bleibt und bei der Gestaltung des Neubaus eingeplant wird“.

Tatsächlich steht die Börsen- Fassade nämlich gar nicht unter Denkmalschutz und könnte somit durchaus gemeint sein, wenn in der Aktennotiz des Finanzsenators vom „Abriß nicht denkmalgeschützter Gebäude“ die Rede ist. Statt Abriß schwebt dem Beirat jedoch ein anderes Projekt vor: „Über dem Börsenhof sollte ein Glasdach errichtet werden“, heißt es in dem mit großer Mehrheit beschlossenen Antrag. Darunter sollten Einzelhandels-Geschäft und vor allem ein ganzjährig nutzbarer Biergarten entstehen, schlägt der Beirat vor.

Wenn sich Gerling-Vorstand und Bürgermeister Anfang Mai zusammensetzen, werden die kreativen Beiräte ihre Ideen allerdings nicht vortragen können: Sie sind nicht eingeladen. Stattdessen hat sich der Versicherungs-Konzern die Teilnahme der Senatoren Jäger, Kröning, Lemke-Schulte und Fücks gewünscht. Ase

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen