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Bonn und Berlin uneinig über Eisenbahnkonzept

Berlin. Das Berliner Eisenbahnkonzept, das seit neuestem unter der Bezeichnung »Pilzmodell« firmiert, stößt bisher in Bonn — entgegen Presseberichten — noch nicht auf die nötige Gegenliebe. Wie der zuständige Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium, Kraft, sagte, sei man sich mit dem Berliner Senat noch nicht einig. Es gebe vor allem finanzielle Probleme. Zwar ist der reine Eisenbahnbau samt dem vom Senat gewünschten Tunnel unter der Lehrter Straße mit 9,9 Milliarden Mark innerhalb des vom Verkehrsministerium gesetzten Rahmens finanzierbar. Jedoch rechne man, so Kraft, mit immensen weiteren Kosten, was die nötigen, geplanten U- und S-Bahnen angehe. Auch den dazugehörigen Autotunnel wolle Berlin offenbar vom Bund bezahlt haben, was bei Stadtstraßen eigentlich nicht üblich sei. Darüber müsse nun der Finanzminister entscheiden. Man prüfe derzeit die Berliner Pläne »mit Hochdruck« und rechne mit einer baldigen Entscheidung. Einig sind sich Bonn und Berlin bisher nur, daß der Tunnel unter der Friedrichstraße, der fast doppelt so teuer ist wie der unter der Lehrter Straße, vom Tisch ist.

Das »Pilzmodell« unterscheidet sich nicht wesentlich von dem bisher vom Senat favorisierten Achsenkreuzmodell. Bei beiden gibt es einen Kreuzungsbahnhof am Lehrter Stadtbahnhof. Beim Pilzmodell wird allerdings nur die nördliche Ringbahn ausgebaut, auf den Ausbau des südlichen Gleisrings und auf den der Potsdamer und Kremmener Eisenbahn wird verzichtet. Dafür werde der Tunnel eher — schon bis zum Jahr 1997 — fertiggestellt, so daß sein Bau den des Regierungsviertels nicht behindert, hofft die Senatsverkehrsverwaltung. Das Pilzmodell entspricht in etwa dem Kompromißvorschlag des Bundesbahnchefs Heinz Dürr, den dieser vor zwei Monaten machte. Während Dürr jedoch den Tunnel zweigleisig plante, wird nun doch ein viergleisiger Tunnel anvisiert, da eine Verschmälerung des Tunnels keine wesentlichen Einsparungen bringe, heißt es in einem Konzeptpapier der Verkehrsverwaltung. esch

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