: Täterarbeit
■ Männergruppe »mannege« gegen männliche Gewalt
Mitte. »Meine Frau hat doch ganz genau gewußt, daß sie Schläge kriegt, wenn sie das macht.« — So und ähnlich rechtfertigen sich viele Männer, die eine Frau geschlagen oder mißhandelt haben. Die meisten Fälle männlicher Gewalt kommen nie ans Tageslicht. Wenn Männer Hilfe suchen, dann oft, weil ihre Beziehung auf dem Spiel steht oder die Partnerin abgehauen ist. »Viele Männer verschwinden auch ganz schnell wieder, wenn die Frau wieder da ist«, weiß Christian Spoden, Sozialpädagoge in der »mannege«.
»Täterarbeit« ist das Stichwort, unter dem die »mannege« als eine der wenigen Institutionen in Berlin Beratung anbietet. Täterarbeit ist das Pendant zur sogenannten »Opferarbeit« mit geschlagenen oder mißbrauchten Mädchen, Jungen und Frauen, die in Frauenhäusern, bei Wildwasser oder in anderen Einrichtungen geleistet wird. Daß auch die Arbeit mit Tätern notwendig und legitim ist, setzte sich in den vergangenen Jahren erst langsam durch.
In der »mannege« versuchen Männer, der Ursache männlicher Gewalt und Gewaltausbrüche auf die Spur zu kommen. »Die Gewalttätigkeit stellt etwas ganz Normales in einem männlichen Leben dar«, so Spoden. Viele seiner Klienten seien felsenfest davon überzeugt, daß sie das Recht hätten, zu schlagen. Zudem bagatellisierten oder rationalisierten sie die Tat. »Es muß schon verflucht brennen, bis ein Mann überhaupt kommt, um über seine Gewalttätigkeit zu reden.«
Seit zwei Jahren arbeitet die »mannege«, die vor fünf Jahren aus der »Westberliner Männergruppenszene« entstanden ist, mit gewalttätigen Männern. Sie bietet telefonische Beratung und Gespräche an. Für eine intensive Beratung oder gar Therapie reicht das Personal jedoch nicht aus. Eine ABM- Kraft und eine Honorarkraft stehen bisher zur Verfügung. Auch insgesamt verfügt die »mannege« nur über drei Stellen, von denen keine über das Jahr 1992 hinaus gesichert ist.
Für gewalttätige Männer soll trotz des Personalmangels im Herbst eine Selbsthilfegruppe eingerichtet werden. jgo
Die »mannege« — Information und Beratung für Männer im Haus der Demokratie unter Tel.: 2082157.
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