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Zeuge: Mielke hat mit Polizistenmord geprahlt

Berlin (dpa) — Der ehemalige Stasi- Chef Erich Mielke soll einen Tag nach den tödlichen Schüssen auf zwei Berliner Polizisten am 9. August 1931 nach Aussage eines Zeugen zugegeben haben, einen der Beamten umgebracht zu haben. Der 73jährige Zeuge Alfons Fleischmann, der Mielke als Elfjähriger aus seiner Zeit in der Kommunistischen Jugendinternationale gekannt hat, sagte, Mielke habe in einem Lokal gegenüber Gesinnungsgenossen geprahlt: „Ich habe auf Anlauf geschossen und ihn fertiggemacht.“ Mielke habe noch gesagt: „Das mußte sein.“

Fleischmann, der der erste Zeuge in dem seit Februar dauernden Mordprozeß ist, der Mielke gekannt hat, wandte sich öfter zu dem Angeklagten und sagte: „Ich verstehe nicht, warum dieser hochdekorierte Held nicht zu seiner Tat steht.“ Und weiter: „Erich, du brauchst gar nicht so dämlich zu gucken.“ Mielke, der die Verhandlung aufmerksam verfolgte, reagierte darauf nicht. Nach dem Ende der Vernehmung Fleischmanns lächelte jedoch der 84jährige, der einen guten körperlichen Eindruck machte.

Fleischmann sagte, daß Mielke die Tat gegenüber seinen Gesinnungsgenossen im Lokal „einwandfrei“ geschildert habe. Danach seien er und Erich Ziemer den beiden von den Kommunisten gehaßten Polizeibeamten Franz Anlauf und Paul Lenck hinterhergegangen, nachdem sie sich zuvor in einem Hauseingang versteckt hatten. Ziemer und Mielke hätten sich dann gestritten, so habe Mielke damals gesagt, wer auf wen schießen solle. Schließlich hätten sie sich geeinigt und die tödlichen Schüsse abgegeben. Mielke selbst habe sich nach seinen damaligen Worten noch überzeugt, ob Anlauf wirklich tot sei.

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