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Verwirrung total-betr.: Wie befriedet man das Chaos?" von Antje Vollmer, taz vom 22.7.92

betr.: „Wie befriedet man das Chaos?“ von Antje Vollmer,

taz vom 22.7.92

Welch heillose Verwirrung der Balkankrieg in den Köpfen ansonsten so friedliebender und für ihre Überzeugung auch bereitwillig demonstrierender und mahnwachender Menschen provoziert hat, belegt nicht nur das einjährige Schweigen der Friedensbewegung und ihrer Vordenker, sondern auch beispielhaft der Debattenbeitrag der ansonsten so weitsichtigen Antje Vollmer. [...]

Antje Vollmer kommt zu dem resignativen Schluß, daß dieser Krieg erst nach völliger Erschöpfung aller Seiten ein Ende hat. [...] Die „völlige Erschöpfung“ bedeutet in Wahrheit Massenvertreibungen, Gefangenenlager, Hunger, Folter, Tod vor allem für Kroaten und Bosnier.

Wer dieses Unrecht nicht hinzunehmen bereit ist, kann zwar weiter Friedensappelle aussenden und eine Intensivierung der Friedensforschung einfordern, müßte aber bei deren Erfolglosigkeit — die schon seit einem Jahr offenkundig ist — bereit sein, den Genozid hinzunehmen. Oder aber er/sie müßte, ebenfalls mit Opfern, aber auch mit der Aussicht auf Zurückweisung des Aggressors verbunden, Bosnien und Kroatien durch Waffenlieferungen die Verteidigungsfähigkeit ermöglichen oder gezielte militärische Schläge der Vereinten Nationen gegen die Kriegsmaschinerie des Aggressors fordern. Ist es diese Alternative, die Frau Vollmer und die Friedensbewegung so sprach- und hilflos macht? Jürgen Bartsch, Rheinberg

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