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„Das Zeugs ist doch nicht zu finden“

■ Friedensforscher und Generäle zu den Risiken und Chancen einer militärischen Intervention in Bosnien-Herzegowina

Berlin (taz/afp/ap) — Militärexperten am Londoner Institut für Strategische Studien (IISS) stehen einer militärischen Intervention in Bosnien- Herzegowina, wie sie eine UNO-Resolution möglicherweise schon bald legitimieren wird, skeptisch gegenüber. „Persönlich bin ich für die Schaffung von Sicherheitszonen für Flüchtlinge und Schutz aus der Luft. Ich würde aber nicht eine Operatin beginnen, um die Hilfskonvois zu schützen“, sagt Brigadegeneral Kenneth Hunt vom IISS. Wenn man sich aber für Schutztruppen entscheide, dann habe es keinen Sinn, nur eine kleine Truppe zu entsenden.

Für Oberst Andrew Duncan vom IISS würden möglicherweise 5.000 Soldaten ausreichen, um Hilfskonvois durch einen Korridor von der Küste bis nach Sarajevo zu eskortieren, wenn man mit den Serben eine Regelung aushandeln könnte. Schwer zu kalkulieren sei jedoch die Situation, wenn die Truppen angegriffen würden, sagte Duncan. Weitaus größer sei auch der Bedarf, wenn man Hilfskorridore bis zu weiter entfernten Zentren, wie der von Serben belagerten Stadt Gorazde, schaffen wolle.

Vor jeder militärischen Intervention warnt Peter Loch, Friedensforscher an der Berliner Berghof-Stiftung, ebenso, jetzt einen Landkorridor nach Sarajevo zu schaffen. „Es jetzt zu tun, wäre reiner Wahnsinn. Der militärische Aufwand stünde in gar keinem Verhältnis mehr zum angestrebten Ziel“, meint Loch auf Anfrage der taz. Im übrigen, so betont er, müsse Kroatien genauso kontrolliert werden. Es dürften Waffen weder nach Serbien noch nach Kroatien gelangen.

Tilman Zülch, Vorsitzender der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ hält eine militärische Intervention der UNO für unvermeidlich. Er fordert die Bildung einer internationalen Polizeitruppe, „um gegen Verbrechen dieser Art vorzugehen“.

Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Altenburg, spricht sich für gezielte Bombardements serbischer Militärflugplätze aus. Versuche, motorisierte Artilleriestellungen aus der Luft auszuschalten, hält er hingegen für „Unfug“.

Einen „geographisch und zeitlich begrenzten“ militärischen Einsatz westlicher Staaten zum Schutz humanitärer Hilfslieferungen in Bosnien hält Elmar Schmähling für nötig. Den Einsatz sollten „nationale Streitkräfte im Auftrag der UNO vornehmen“, meint der Ex-Bundeswehr- Admiral. Soldaten sollten die Hilfslieferungen begleiten und nur reagieren, wenn sie angegriffen würden.

Skeptisch gegenüber einem Einsatz westlicher Kampfflugzeuge zur Ausschaltung serbischer Artillerie und Granatwerfer ist auch Lewis Mackenzie, der bis zur vergangenen Woche die UNO-Truppen auf dem Flughafen von Sarajevo kommandierte. „Das Zeug ist doch nicht zu finden“, meint er, „Granatwerfer würden auf Lastwagen und sogar in Schulbussen transportiert und plötzlich abgefeuert.“

Der bis vor kurzem amtierende Nato-Oberbefehlshaber General John Galvin sagt es ganz klar: „Das wäre wie Afghanistan, wo sich die Stämme gegenseitig bekämpfen, und wir wären in der Mitte.“ Er hoffe auf eine politische Lösung, sagte Galvin in der Zeitung USA Today: „Das wäre der Weg, es zu tun, ohne in den Morast militärischer Operationen ohne Ende zu versinken.“ thos

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