: Kirche verklagt den Senat wg. Pinnasberg-Abriß
Gemeinde St.Pauli-Süd versucht Abriß zu stoppen / Protest vor dem Rathaus / ■ Buttersäure-Anschlag auf Steg-Büro
Die Kirchengemeinde St. Pauli- Süd hat Klage gegen den begonnenen Abriß der Pinnasberg-Häuser am Hafenrand eingereicht. Pastor Justus Freytag zur taz: „Wir haben die Sache dem Anwalt übergeben, der aktiv geworden ist.“ Abends zuvor hatte der Kirchenvorstand auf einer Sondersitzung grünes Licht für den juristischen Streit mit dem Senat gegeben. Nach den „vielfachen vergeblichen Bemühungen um die bürgernahe Auseinandersetzung mit den Politikern und Planern“ gebe es „keine andere Möglichkeit mehr als die Klage, um sich für eine Konsolidierung des Stadtteils einzusetzen,“ heißt es in der vom Evangelischen Pressedienst verbreiteten Erklärung.
Vergeblich versuchten Pinnasberg-AnwohnerInnen gestern kurz vor Beginn der Bürgerschaftssitzung einige Senatoren zum Gespräch am Runden Tisch auf dem Rathausmarkt zu laden. Statt der Politiker erschienen die Polizisten. Volker Dose von der Patriotischen Gesellschaft verlangte eine Audienz bei Henning Voscherau. „Wir sind Bürger und Sie sind Bürger, wir möchten gern den Bürgermeister und nicht den Verwaltungsmeister sprechen.“ Doch es blieb beim Talk mit einem „Verwaltungsmeister“ in der Rathausdiele, Dose und Freytag bekamen einen Korb, Voscherau war nicht gesprächsbereit.
Unterdessen gingen die Abbrucharbeiten unter Polizeischutz weiter. Am Morgen hatte eine Gruppe von Anwohnern noch vergeblich versucht, Bauarbeiter von der Arbeitsaufnahme abzuhalten. Polizei drängte die ProtestlerInnen ab. Anwohner erstatteten überdies Anzeige bei der zuständigen Berufsgenossenschaft, weil die Bauarbeiter vorschriftswidrig gefährliche Arbeiten ohne Schutzhelme vornehmen, was zur Baustellenstillegung führen kann. Namhafte Persönlichkeiten haben inzwischen gegen den Abriß protestiert. Die Präsidentin der Hochschule für Bildende Künste, Adrienne Göhler, forderte Voscherau „eindringlich“ auf, von der „gegenwärtigen Politik Abstand zu nehmen“ und eine der „letzten geschlossenen Häuserzeilen St. Paulis“ aus Denkmalschutzgründen zu erhalten. Wut über den Abriß bekam die Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) zu spüren, die mit dem Pinnasberg nichts zu tun hat. Unbekannte sprühten in die Steg-Büros Buttersäure und machten sie „wg. P.Berg“ unbenutzbar. Kai von Appen
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