: Showdown im Schreber-Streit
■ Traute Müller fordert Entschuldigung von Ingo Kleist / Kleingärtner-Chef winkt ab
fordert Entschuldigung von Ingo Kleist / Kleingärtner-Chef winkt ab
Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller zeigt im Streit mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bürgerschaftsfraktion und Kleingärtner-Chef Ingo Kleist ungewohnte Härte. Kleist soll sich heute abend vor der SPD-Fraktion für seine Angriffe auf die Steb-Chefin entschuldigen. Von der Fraktion erwartet Müller außerdem absolute Rückendeckung für ihre Position.
„Ich lasse mich von einem stellvertretenden Fraktionschef meiner Partei nicht in dieser Art und Weise diffamieren,“ sagte Müller gestern der taz. Genugtuung ist gefordert, sonst.... Die dann zu ziehenden Konsequenzen ließ die Senatorin gestern noch offen. Aber klar zu sein scheint: Entschuldigt sich Kleist nicht, zieht auch die SPD-Fraktion nicht geschlossen am Müller-Strang, dann dürften die Tage der umstrittenen Stadtentwicklungssenatorin gezählt sein.
Der Streit zwischen dem zum rechten SPD-Flügel zählenden Kleist und Müller hatte sich am Freitag an einer Lapalie entzündet. Der Gartenverbandschef warf der Senatorin vor, einer Kleingärtner- Demonstration bei ihrer Rundfahrt durch den Bezirk-Mitte absichtlich aus dem Weg gegangen zu sein. Sie habe einem Imbiß den Vorzug gegenüber dem Gespräch mit den Schrebern gegeben, stichelte Kleist.
An den Haaren herbeigezogene Beschuldigungen, wie die für die Streckenführung verantwortliche Leitung des Bezirksamts Mitte ebenso bestätigte, wie der SPD- Fraktionsvorsitzende in der Bezirksversammlung Mitte, Siegfried Bars. Wahrlich kein Freund der Steb, bezeichnete er Kleists Attacke gestern als „unfair und bedauerlich“. Auf die Seite Müllers stellte sich gestern auch der SPD- Landesvorsitzende Helmuth Frahm. Das Vorgehen des Kleingartenchefs sei „unerträglich“.
Ingo Kleist selbst gab sich gestern abend gelassen. Er sehe keinen Anlaß zu einer Entschuldigung. Er habe die Kritik an der Stadtentwicklungssenatorin in seiner Funktion als Vorsitzender des Landesbunds der Gartenfreunde gemacht, „was hat die SPD-Bürgerschaftsfraktion damit zu tun?“
Die Auseinandersetzungen zwischen Steb und Kleingärtnern gründen auf Äußerungen des Müller- Untergebenen Egbert Kossack. Der Oberbaudirektor denkt immer wieder laut darüber nach, ob es nicht sinnvoll sei, Kleingartenflächen für den Wohnungsbau zu nutzen. Müller selbst gibt sich zu diesem Thema zurückhaltend, betont, daß die Steb keine entsprechenden Pläne ausarbeite. Dennoch sagte Kleist ihr per Offenem Brief den Kampf an, „um jede Parzelle.“ uex
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