: Keine Luft und kein Platz für Kinder
■ Hamburger Kinderschutzbund warnt vor dem immer noch wachsenden Autowahn: "Eine hochdramatische Entwicklung
warnt vor dem immer noch wachsenden Autowahn: »Eine hochdramatische Entwicklung«
Eine bittere und grausame Realität: Millionen von Autos rauben Kindern den Platz zum Toben, die Luft zum Atmen oder bei Unfällen sogar das Leben. Eine Tristesse ohne sichtbaren Hoffnungschimmer, auf die jetzt der Hamburger Kinderschutzbund anläßlich des nahenden Weltkindertags (20.September) aufmerksam macht.
Eine „hochdramatische Entwicklung“ prophezeit der Landesverband der Hansestadt. Denn der alltägliche Autowahn wird sich bis zum Jahr 2005 noch verschlimmern. Fast 800000 PKWs werden im nächsten Jahrhundert Hamburgs Straßen verstopfen, rund 111000 mehr als heutzutage, schätzt der Verband. Und errechnet für diese gigantische Autokolonne einen Platzbedarf von 1,4 Millionen Quadratmetern aus. Nicht einbezogen die täglich etwa 600000 Pendler aus dem Hamburger Umland. Eine Blechkarossen-Abstellfläche, auf der 278 Spielplätze oder Aufenthaltsflächen von Kindern Raum fände, jede mit 5000 Quadratmetern. Ein Verdrängungseffekt, der laut Kinderschutzbund fatale Folgen hat: So basiere die wachsende Aggressivität von Kindern und Jugendlichen zunehmend auf dem Mangel an Flächen zur Freizeitgestaltung und der oft tristen Atmosphäre vieler Stadtviertel.
Der Straßenverker fordert aber auch blutige Opfer: Allein im vergangenen Jahr wurden in Hamburg vier Kinder von Autos getötet und 1101 verletzt. Und die schleichende Vergiftung durch Abgase bedroht Großstadtkinder immer mehr: Sie haben 60 bis 70 Prozent mehr krebserregendes Benzol in Blut als Kinder aus ländlichen Gebieten. Auch leiden 20 Prozent aller Kinder unter Atemwegserkrankungen und Allergien.
Gründe genug, um sich für eine zügige Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, eine autofreie City und Tempo 30 in der gesamten Stadt, sowie die Einführung eines autofreien Sonntags im Monat einzusetzen, wie der Vorsitzende des Hamburger Kinderschutzbundes, Wulf Rauer gestern vom Senat forderte. sako
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