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Finanzminister halten an EWS fest

■ Ein Europa der zwei Geschwindigkeiten soll es nicht geben

Brüssel (dpa/ap/taz) — Die EG- Finanzminister haben sich einstimmig gegen ein Europa der zwei Geschwindigkeiten auf dem Weg zu einer gemeinsamen EG-Währung ausgesprochen. Nach den jüngsten Turbulenzen auf den internationalen Devisenmärkten und den anschließenden Meinungsverschiedenheiten unter den zwölf Mitgliedsstaaten demonstrierten die Minister am Montag abend in Brüssel Geschlossenheit: Das Europäische Währungssystem (EWS) sei ein unverzichtbarer Schlüsselfaktor für die Stabilität der Wirtschaft und für den Wohlstand in Europa, so die Minister. Jedes Mitgliedsland müsse dafür sorgen, daß es die notwendigen ökonomischen Voraussetzungen für die gemeinsame Währung bis spätestens 1999 erfülle. Ohne gleichlaufende Volkswirtschaften könne es keine Währungsstabilität in Europa geben.

Sowohl der Bonner Finanzstaatssekretär Horst Köhler als auch der britische Schatzkanzler und EG-Ratspräsident Norman Lamont waren bemüht, den Währungsstreit zwischen Deutschland und Großbritannien nicht weiter anzuheizen. Köhler hatte zuvor von Lamont verlangt, die verleumderische Kritik konservativer britischer Politiker an der deutschen Finanzpolitik klarzustellen. Die Briten hatten in der Hochzinspolitik der Bundesbank den Hauptschuldigen für die EWS-Krise ausgemacht. Lamont räumte ein, Bundesregierung und Bundesbank trügen nicht die alleinige Schuld für die Währungskrise, nach dem Ausscheiden des Pfundes und der Lira aus dem EWS-Wechselkursmechanismus sei jedoch klargeworden, daß das System so nicht funktioniere.

Nach den deutsch-französischen Stützungskäufen zur Stabilisierung des Francs ist auf dem europäischen Devisenmäkten zunächst wieder Ruhe eingekehrt. Nun wollen die Finanzminister das Europäische Währungssystem stabilisieren. In der Sitzung war jedoch keine Mehrheit für eine grundlegende EWS-Reform zustande gekommen, wie sie die Briten gefordert hatten. EG-Kommissar Henning Christophersen schloß jedoch nicht aus, daß auf einem europäischen Sondergipfel kleinere technische Verbesserungen in Angriff genommen werden.

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