: Noch ist das Laub kein Sondermüll
■ Schwermetallbelastung des Laubs unter der Höchstgrenze
Berlin. Wenn im Herbst die Blätter fallen, sind sie auch ein Gradmesser für die Luftverschmutzung in der Stadt. Denn die Schadstoffe, die sich im Frühjahr und Sommer in der Luft befinden, sammeln sich auf den Blättern. Besonders an Straßen mit viel Autoverkehr können die Blätter teilweise stark mit Schwermetallen angereichert sein.
Für den diesjährigen Herbstspaziergang im bunten Laub und das Kompostieren der Blätter geben die Berliner Stadtreinigung (BSR), der Umweltsenator und das Umweltbundesamt allerdings übereinstimmend Entwarnung: Berlins Herbstlaub ist kein Sondermüll, sondern wird im Gegenteil nach der Kompostierung wieder als Humus verwandt.
Von Berlins Bäumen fallen im Jahr etwa 180.000 Kubikmeter Laub. Die Reinigungstrupps der BSR kehren das Straßenlaub zusammen und sammeln die Laubsäcke ein, die von Gartenbesitzern an den Straßenrand gestellt werden. Für das Laub, das auf Grünflächen anfällt, sind die Bezirke verantwortlich. Im Gegensatz zu früheren Jahren nimmt der Berliner Zoo keine Eicheln und Bucheckern an, weil der Wald sich regenerieren soll. Gartenobst kann aber weiterhin im Zoo abgeliefert werden.
Das Straßenlaub wird nach Angaben von Sabine Dilmetz von der BSR getrennt gesammelt: stark verschmutzter Kehricht wird auf die Hausmülldeponien gebracht. Kompostiert wird von der BSR der Inhalt der Laubsäcke auf einer BSR-eigenen Kompostieranlage in Wannsee. Ebenso zu Kompost wird das restliche Laub, das die BSR der privaten Berliner Kompostgesellschaft (EBK) überläßt. Der Inhalt dieser Anlagen wird regelmäßig auf Schadstoffe überprüft, wobei Obergrenzen für die Belastung mit Schwermetallen berücksichtigt werden müssen. Diese Obergrenzen sind von der Bundesgütegemeinschaft Kompost festgelegt worden und weisen Richtwerte für Blei, Cadmium, Kupfer, Chrom, Nickel, Quecksilber und Zink aus.
Alle diese Werte werden vom Kompost der BSR unterschritten, versichert Sabine Dilmetz, und auch Siegfried Edel von der EBK sieht „keine ernsthafte Belastung“ von Schwermetallen im Kompost. Die Kontrollen werden viermal im Jahr von unabhängigen Instituten durchgeführt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace und der „Arbeitskreis ökologisches Gärtnern“ im BUND wissen nach eigenen Angaben zwar um das Problem, haben aber in Berlin bisher keine eigenen Untersuchungen zu diesem Thema angestellt. Die Schwermetallbelastung der Blätter habe sich sogar in den letzten Jahren leicht verbessert, seit die meisten Autos mit bleifreiem Benzin fahren, meint Edel. „Die Werte von Blei waren früher immer hart an der Grenze.“
Für Hellmut Königshaus von der Umweltverwaltung ist Laub unproblematisch: „Die Blätter sind nicht stärker belastet als normaler Hausmüll“, sagt er. Auch im Umweltbundesamt sieht man im Laub kein Risiko. Die Belastung der Blätter mit Schwermetallen sei bekannt, aber Basteln und Spielen mit Laub sei ungefährlich, besonders, wenn die Blätter aus dem Garten kommen. Selbst stärker belastetes Laub könne kompostiert werden, so Rudolf Mach, Wissenschaftlicher Direktor beim UBA, nur solle es nicht als Dünger für Agrarprodukte verwendet werden, um nicht in die Nahrungskette zu gelangen. Auch das Grundwasser sieht er nicht gefährdet: „Das Kompostieren von Laub aus dem Garten ist grundsätzlich hinsichtlich der Schadstoffe kein Problem“, so Mach. Bernhard Pötter
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