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Der Populäre Konzertführer

■ Remmi-Demmi und Stahlträger

DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER

Remmi-Demmi und Stahlträger

Wer Gottlieb Wendehals ist, wissen Sie bestimmt. Nein, kein Ex-DDR-Heimatsänger, der jetzt Avant-Garde-Jazz macht, sondern der frühere Ehemann von Mary Roos. In seiner Eigenschaft als Stimmungskanone kommt der „Polonaise Blankenese“-Barde heute abend in den „Bremen bei Nacht“-Remmi-Demmi-Bunker auf dem Freimarkt. Weniger kumpelhaft, aber dafür schön melodisch kommen uns die Longjohnz in der im Naturfreundehaus Buchtstraße um 21 Uhr. Rockigen Gitarrenpop mit mehrstimmigem Harmoniegesang versprechen sie. Weil sie in der gut eingeführten „New Tips“-Reihe auftreten, wollen wir ihnen auch glauben.

Morgen, am Freitag, lohnt ein Weg in das Modernes in der Neustadt. The Stranglers geben sich die Ehre. Früher machten die Engländer mal seichten Punk, jetzt aber lieber eingängige Rockmusik mit dem Qualitätsmerkmal „grundsolide“. Einen Geheimtip bietet zur gleichen Zeit das Waller GaDeWe. And All Because The Lady Loves nennen sich zwei Damen aus Newcastle, Nordengland. Allein ihr Geordie-Akzent sollte einen Besuch wert sein, aber darüberhinaus bieten die beiden anspruchsvolle Pop-Musik. In der Schweiz und den Niederlanden sind sie bereits wohlbekannt. Vielleicht auch bald bei uns.

In der Findorffer Galerie Rabus spielt, ebenfalls heute abend, das zehnköpfige Grubenklangorchester aus Bochum. Das hochinteressante Gemisch aus Free-Jazz, Chorälen, Bergmannsliedern und meditativen Improvisationen ist ein Klangerlebnis. Das Bonbon bei der Sache: Der englische Sanges-Freak Phil Minton macht mit. Er mit seinem Stimmtalent allein wäre das Eintrittsgeld wert.

Montag empfehlen wir die Mint Julips im Vegesacker KITO, Beginn 20 Uhr. Sechs Frauen aus London, darunter vier Schwestern, bestechen mit A-Capella- Kompositionen der Extraklasse. Manchmal hören sie sich an wie ein Orchester. Kaum zu glauben, aber wahr. Am Dienstag, den 3.11., treten sie noch einmal um 20 Uhr im Überseemuseum auf.

Mittwoch, der 4.11., ist Großkampftag im Schlachthof. Es wird rundgehen, das verspreche ich. Test Department ist wieder in der Stadt. Ihr letztes Konzert von vor fünf Jahren klingt mir immer noch wohl in den Ohren. Ihre Video-Industrieklang-Show war eins der besten Konzerte, die ich je gehört habe. Die Brachial-Virtuosen mit dem Hang zu Dudelsack-Tönen und Stahlträger-Songs sind beileibe keine dullen Krachmacher. Ihr Rhythmus-Konzept mit den Ethnoeinflüssen ist eine hochkomplizierte Angelegenheit, die mit den Bildern von der Leinwand und den politischen Texten eine intelligente Einheit bildet. Das zusammen hört sich in Industrie-Ruinen und alten Werkshallen, die sie bevorzugt bespielen, besonders gut an.

Doch das ist längst nicht alles. Ihnen zur Seite stehen die Neuseeländer I.C.U., vormals „Fetus Production“. Sie vermengen ebenfalls filmisches Material mit Musik. Die ist allerdings kaum zu beschreiben. Eine Melange aus Rock, Oper und Experimental-Jazz vielleicht. Auch bei ihnen war ich vor ein paar Jahren im Römer hin und weg. Hot J.F.

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