piwik no script img

Ebag kassiert für‘s Killen der Ozonschicht

■ Stromversorger verwendet FCKW im Fernwärmenetz/ Land Berlin fördert Sanierung, bei der die Ozonschicht zerstört wird

Berlin. Wer die Ozonschicht zerstört, bekommt Geld vom Land Berlin. Dies gibt indirekt Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) in einem Bericht an das Parlament zu, den die Fraktion Bündnis 90/ Grüne angefordert hat. Aus dem dreiseitigen Papier geht hervor, daß die Wirtschaftsverwaltung die Verwendung von FCKW-haltigem Isoliermaterial für die Rohrleitungen des Fernwärmenetzes im Ostteil der Stadt finanziell fördert. Obwohl Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) die Ozonschicht schädigen, habe seine Verwaltung das Material nicht von der finanziellen Förderung ausnehmen wollen, berichtet der Wirtschaftssenator in seinem Schreiben an den Hauptausschuß, das der taz vorliegt.

Die „Energieversorgung Berlin AG“ wendet in diesem Jahr für die Überarbeitung des 537 Kilometer langen Fernwärmenetzes im Ostteil der Stadt 152 Millionen Mark auf, berichtet Unternehmenssprecher Andreas Naumann. Etwas mehr als ein Drittel der Kosten übernehme das Land Berlin gemeinsam mit dem Bund. Wie viele Kilometer des Netzes in diesem Jahr isoliert werden, wußte Naumann nicht zu sagen.

Meisner begründet die finanzielle Unterstützung für die Verwendung der Ozonkiller damit, daß die Dämmung mit FCKW-freiem Material die Kosten auf 175 Prozent erhöhe. Unterm Strich wären für die Ebag die Mehrkosten höher als die Fördermittel, die das Unternehmen erhalte. Ab kommendem Jahr will aber auch Meisner für FCKW kein Geld mehr hinblättern. Obwohl die Ebag dann vermutlich gänzlich auf die Förderung verzichte und weiterhin die alte ungenügende Isolierung mit dem neuen die Ozonschicht schädigenden Schaum ersetzen werde, weil dies dem Energieversorger billiger komme.

Hartwig Berger, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/ Grüne, bezeichnet es als einen Skandal, daß der Senat die Zerstörung des Ozonlochs mit Millionen von Mark „belohne“. Es sei kein Argument, daß Ersatzstoffe teurer seien. Schließlich werde beispielsweise auch die Sanierung von Wohnhäusern ausdrücklich von der Förderung ausgenommen, wenn FCKW-haltiges Material verwendet werde. Auch hier seien Ersatzstoffe teurer. Es sei überhaupt nicht zu verstehen, daß die Ebag von dieser Regelung ausgenommen werde, zumal das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Gewinn von über 105 Millionen Mark erwirtschaftet habe. Das Land Berlin sei Haupteigentümer der Ebag, und Wirtschaftssenator Norbert Meisner hätte in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender die Verwendung des umstrittenen Isolierschaumes verhindern müssen.

Die Behauptung des Umweltsenators Volker Hassemer (CDU) in seinem „Bericht zum Schutz der Ozonschicht“, die öffentliche Hand verwende keine ozonschädigenden Dämmstoffe, bezeichnete Berger als glatte Lüge. Dirk Wildt

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen