: Sarajevo vollständig abgeschnitten
■ Serbische Panzer auf dem Flughafengelände und der Straße in die Stadt/ Luftbrücke in weiter Ferne/ EG-Außenminister uneins über Intervention
Sarajevo/Washington/Brüssel (dpa/AP) – Die bosnische Hauptstadt Sarajevo ist seit gestern vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Serbische Truppen besetzten die letzte noch freie Strecke zwischen dem Flughafen und der Innenstadt, die bis zuletzt von bosnischen Truppen freigehalten worden war, und drangen auch auf das Flughafengelände selbst vor. Die Friedenstruppen der UNO hatten die Strecke zum Flughafen für den Transport von eingeflogenen Hilfsgütern für die Bevölkerung Sarajevos benutzt.
Nach Meinung der Behörden wollten die Serben bei Sarajevo „jetzt aufs Ganze gehen“. Der Rundfunk warnte die Bevölkerung vor noch heftigeren Großangriffen der Serben. „Offenbar wollen die Serben jetzt beweisen, daß sie stark genug sind, um soviel von Sarajevo zu erobern, wie sie nur wollen.“ Beinahe alle Teile der Stadt wurden im Laufe des Tages von einem „mörderischen Trommelfeuer“ der serbischen Artillerie eingedeckt.
Angesichts der schweren Kämpfe in der Umgebung des Flughafens rückte die Wiederaufnahme der seit einer Woche unterbrochenen internationalen Luftbrücke in vorerst weite Ferne. Die verfeindeten Bürgerkriegsparteien hatten zwar am Vorabend ein Abkommen über sicheres Geleit für alle Hilfstransporte und -flüge unterzeichnet, doch wurde diese Vereinbarung am Dienstag von den Ereignissen überholt.
Unterdessen haben die USA der UNO ihren vierten Bericht über Menschenrechtsverletzungen in Bosnien vorgelegt. Bei den meisten der beschriebenen Verbrechen wie Massenmorde und Folterungen handelt es sich um Vergehen von Serben an Moslems.
Zwischen den EG-Mitgliedsstaaten ist ein militärisches Eingreifen in Ex-Jugoslawien nach wie vor umstritten. Die Außenminister konnten sich auch am Montag bei ihrem Treffen in Brüssel nicht auf eine einheitliche Linie verständigen. Während der niederländische Außenminister Hans van den Broek eine militärische Intervention für unvermeidlich hielt, warnte sein britischer Amtskollege Douglas Hurd vor einem solchen Schritt.
Van den Broek bezeichnete vor Journalisten die bisherigen Friedensbemühungen als derart unbefriedigend, daß eine Entsendung von Truppen unumgänglich werden könne. „Am Ende zählen nur Resultate“, sagte der Außenminister unter Bezug auf die bislang ergebnislosen Initiativen der Gemeinschaft. Hurd hingegen verwies auf die Gefahr einer langfristigen militärischen Verwicklung, da ein schneller Frieden in Bosnien- Herzegowina auch mit Waffengewalt nicht zu erzielen sei.
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