: Kaffee, ganzheitlich gekocht
■ Handfilter oder Kaffeemaschine? Über Geschmack läßt sich streiten, aber eins ist sicher: Am umweltverträglichsten wird der Kaffee in der Drückfilterkanne zubereitet
Kaffee, ganzheitlich gekocht Handfilter oder Kaffeemaschine? Über Geschmack läßt sich streiten, aber eins ist sicher: Am umweltverträglichsten wird der Kaffee in der Drückfilterkanne zubereitet
Jede BundesbürgerIn schlürft im Durchschnitt vier Tassen Kaffee am Tag. Kenner schwören auf Handgefilterten. Sie behaupten, nur so könnten sich die Aromastoffe der Kaffeebohnen richtig entfalten. Das ist natürlich Geschmacksache. Tatsache ist aber, daß das Handfiltern die umweltfreundlichste Methode des Kaffeekochens ist.
Das fand ÖKO-TEST jetzt heraus. Das Magazin prüfte die verschiedenen Methoden der Zubereitung von Filterkaffee. Denn es sollte die Frage geklärt werden, wie — unter ökologischen Gesichtspunkten — das Kaffeekochen in der Maschine im Vergleich zum Handfiltern abschneidet. Außerdem wollte ÖKO-TEST wissen, wobei die wenigste Energie benötigt wird: bei der Warmwasserbereitung mit dem Tauchsieder, dem Schnellkocher, im Kessel auf dem Elektro- oder auf dem Gasherd.
Um diese Fragen möglichst genau beantworten zu können, mußten zahlreiche Aspekte geprüft werden: zum Beispiel die Langlebigkeit des Gerätes, seine Reparaturfreundlichkeit, die eingesetzten Rohstoffe und deren Verarbeitungsverfahren sowie Rücknahmegarantien und die Entsorgung der Geräte durch die Hersteller. Eine solche ganzheitliche Herangehensweise nennt man Produktlinienanalyse. Sie soll helfen, die Umweltverträglichkeit eines Produktes „von der Wiege bis zur Bahre“ aufzuklären.
Wie wird das Wasser nun am besten erhitzt, und welches Brühverfahren ist im Detail das richtige? Der Verbrauch von Energie ist auf dem Gasherd am geringsten, auf
1dem Elektroherd dagegen am höchsten. Kaffeemaschinen liegen im Verbrauch etwa dazwischen. Das optimale Verfahren wäre also, Wasser in einem Kessel auf der Gasflamme zu erhitzen und den Kaffe dann in einer Drückfilterkanne zuzubereiten. — Hierbei wird der Kaffeesatz durch einen Stempel nach unten gepreßt.
Auch in der Materialbilanz schneidet das System Wasserkessel plus Drückfilterkanne am besten ab. Bei der Verwendung dieser Hilfsmittel werden die geringsten Mengen an Verpackungs- und Gerätematerialien pro Tasse Kaffee verbraucht. Die Kaffeemaschinen liegen in dieser Bilanz um ein Vielfa-
1ches darüber. Ein weiterer Vorteil dieser Zweierkombination ist die hohe Lebensdauer der Produkte. Zumal ein Wasserkessel im Haushalt für viele Zwecke genutzt werden kann.
ÖKO-TEST machte darüber hinaus noch weitere Aspekte aus, die das Kaffeekochen umweltfreundlicher machen könnten. Kaffeemaschinen beispielsweise sind zwar so konstruiert, daß sie vom Fachmann relativ leicht repariert werden können. Doch das kommt teuer — bis zu 90 Mark kostet inzwischen die Reparaturstunde in einer firmeneigenen Werkstatt. Eine neue Kaffeemaschine ist dagegen schon für 19,95 DM zu haben. Der Ver-
1braucher wird auf diese Weise geschickt zum Neukauf und Müllproduzieren „verführt“. Um die Entsorgung der alten Produkte kümmern sich die Hersteller nämlich nicht. Sie sollten mehr Austauschteile anbieten und die Geräte einfacher konstruieren. Dann könnte auch der Laie ein kaputtes Gerät reparieren.
Wem das Handfiltern zu umständlich ist, oder wer so gebrühten Kaffee nicht mag, sollte sich für eine einfache Kaffeemaschine ohne zusätzlichen Schnickschnack entscheiden. Die technischen Extras machen die Maschinen meist nur anfälliger für Reparaturen und diese komplizierter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen