: Vox darf ins Tal der Ahnungslosen
■ Medienanstalt läßt den Info-Kanal Vox unter Auflagen zu
Berlin. Nachrichten- und Informationsprogramme setzen sich durch. Der gezielte elektronische Angriff auf das Denkvermögen scheint erfolgreich zu sein. Der Medienrat Berlin/Brandenburg hat beschlossen, n-tv (Kanal 51) und Vox (Kanal 44) mit terrestrischen Fernsehfrequenzen auszustatten. Die Voxler müssen mit der Sendeerlaubnis allerdings eine Kröte schlucken: RTL-Gesellschafter (Ufa, CLT, WAZ usw.) dürfen nicht mehr als 24,9 Prozent der Vox-Anteile halten. Damit will das Kontrollgremium verhindern, daß ein Verbund zwischen RTL und Vox (ähnlich DSF- Kirch-Pro 7) entsteht. Das eigenständige Profil von Vox „muß erhalten bleiben“, meinen die sieben Medienräte. Die Ufa hält bereits jetzt schon 24,9 Prozent. Sollten die Kölner dagegen verstoßen, wird ihnen in Berlin automatisch die Lizenz entzogen.
Im Kabel bekommt Vox den Sonderkanal 17. Dafür fliegt N3, das bislang auf SK 17 sendete, vorläufig raus, denn das Berliner Kabelnetz ist voll. Neue Programme können nur auf Kosten bestehender eingespeist werden. Eigentlich sollte das ARD-Satellitenprogramm Eins Plus zugunsten von Vox in den Hyperbandbereich rutschen (nur von 2D-MAC-Geräten empfangbar), doch hatte die ARD dagegen geklagt. Bis ein Urteil vorliegt, bleibt Eins Plus im Kabel. Mit Spannung wurde der Ausgang um das Rennen um ein regionales Vollprogramm erwartet. Neben dem Alternativsender Fernsehen aus Berlin (FAB), der sich schon seit zwei Jahren im Kabel mit viel Engagement und (zu)wenig Geld abstrampelt, wollen noch zwei Bewerbergruppen an die begehrten Fleischtöpfe der Werbewirtschaft. Beide kommen aus demselben Stall: Hundert,6. Die eine Gruppe (TOP-TV), die der Programmchef des privaten Hörfunksenders, Georg Gafron, um sich geschart hat, besteht neben dem Burda-Konzern aus Geschäftsleuten aus der Bau-, (Karsten Klingbeil, Erich Marx), Konzert- (Peter Schwenkow) und der Filmbranche (Horst Wendtland). Zu schnell haben sich die Mittelständler jedoch mit dem Münchener Filmmogul Kirch eingelassen. Kirch soll TOP-TV mit dem nötigen Filmpaket ausstatten. Für den Medienrat ist der Name Kirch jedoch ein rotes Tuch, der Einfluß von Kirch auf die Fernsehszene sei ohnehin schon zu groß.
Die zweite Bewerbergruppe sammelt sich um den Hundert,6- Gründer Ulrich Schamonie, der sich im vergangenen Jahr mit dem Heimatsender überworfen hatte, nachdem ihm Marx und Co. die Finanzierung seiner Fernsehpläne verweigert hatten. Der ehemalige Jungfilmer hat internationale Geldgeber aufgetan, wie den amerikanischen Medienkonzern Time Warner (n-tv-Gesellschafter). Der Medienrat konnte sich für keine der Gruppen entscheiden, da noch Aufklärungsbedarf u. a. über Beteiligungsverhältnisse und Finanzierungsmodelle besteht. Eine Vorentscheidung wird auf der nächsten Sitzung am 19. Februar erwartet. mail
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