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Faules Atom-Ei

KOMMENTAR

Faules Atom-Ei

Umweltsenator Fritz Vahrenholt wollte sich gestern zu der Diskussion um das AKW-Brunsbüttel nicht wertend äußern. Trotz hartnäckiger Nachfragen blieben seine Antworten unbefriedigend: Auch Vahrenholt kann nur das bewerten, was er selbst weiß. Und diejenigen, die ihn informieren könnten, sitzen zunächst einmal im Vorstand der HEW, deren Aufsichtsratsvorsitzender der Senator ist. Doch wenn dieser HEW-Vorstand Vahrenholt mit dem gleichen unerschütterlichen Optimismus über den Zustand des Reaktors informiert hat wie der HEW-Pressesprecher die Öffentlichkeit, fängt es an, kriminell zu werden. Und zwar in des Wortes Sinne. Es geht hier nicht um die defekte Ölwanne eines Pkw, sondern um die Möglichkeit(!) einer Katastrophe, der Hunderttausende, wenn nicht gar Millionen Menschen zum Opfer fallen könnten (!).

Man stelle sich vor, der Flugzeughersteller Boeing würde behaupten, seine Jumbos könnten nicht abstürzen, weil die verwendeten Materialien unzerstörbar sind. Ein Sturm der Entrüstung würde losbrechen. Die Vertreter der Atomindustrie aber sind dermaßen von der Unfehlbarkeit ihrer Konstruktionen überzeugt, daß sie Kritiker und Skeptiker kurzerhand für dumm verkaufen. Sie glauben, daß nur sie wissen, wovon sie sprechen. Deshalb haben die Verantwortlichen der HEW den Konflikt um Brunsbüttel schon längst zum Glaubenskrieg erklärt. Norbert Müller

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