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Die Steb grollt, die Rote Flora bremst

■ Stadtteilzentrum will keine Räume für Kindertagesstätte hergeben, aber höheren Anbau / Plenum will nochmal beraten

hergeben, aber höheren Anbau / Plenum will nochmal beraten

Die Zukunft des Stadtteilzentrums Rote Flora im Schanzenviertel spitzt sich weiter zu: Nachdem die Flora-BetreiberInnen der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) am Dienstag mitgeteilt hatten, daß sie Substanzuntersuchungen derzeit nicht zuließen, reagierte die Behörde gestern brüsk: „Wenn sie Untersuchungen ablehnen, haben weitere Bemühungen der Steb wahrscheinlich keinen Sinn mehr.“

Eine angespannte Situation, die in der Flora auch mit dem abrupten Verhandlungsende begründet wird. Nachdem sie am 22. Dezember den Kompromißvorschlag aus dem Bezirksamt Altona vorgelegt bekommen hätten, so kritisierten die Rotfloristen gestern auf einer Pressekonferenz, seien die Gespräche von Senatorin Müller abgebrochen worden.

Im Klartext: Der Altonaer Vorschlag fand im Flora-Plenum nun doch keine Billigung. „Wir sind nicht bereit, unsere Räume im Obergeschoß an eine Kindertagesstätte abzugeben“, beschieden Flora-Sprecher gestern. Bezirkschef Strenge hatte vorgeschlagen, für die vom Senat geforderte Kindertagesstätte einen Neubau an der Seite des Gebäudes hochzuziehen. Trotzdem hätte die Flora 200 Quadratmeter ihres Obergeschosses hergeben sollen. Aus der Sicht des Bezirks ein Kompromiß, für die Flora jedoch ein Raub der für sie überaus wichtigen Räume.

Bis dato hatten sich die Verhandlungspartner unversöhnlich gegenübergestanden: Der Senat verlangte die Herausgabe des ersten Stockwerks für die Kindertagesstätte, die Flora wollte die Kinderbetreuung selber organisieren.

Einen „für beide Seiten verträglichen Kompromiß“ entwickelten die Flora-BetreiberInnen jetzt mit den Architektinnen Sandra Tiemann und Lotte Krebs. Der Anbau solle statt zwei drei Stockwerke hoch werden, das Stadtteilzentrum seine Räume behalten. Städtebaulich sei sogar ein Neubau mit vier Stockwerken vertretbar, so Tiemann. Auch berge ihr Vorschlag weniger Mängel als der Behördenentwurf. Darin fehlten unter anderem ausreichende Büro- und Abstellräume, wie auch Zugangsmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen.

Für den Flora-Kompromiß sprechen sich nicht nur der Sanierungsträger Stattbau, die AG Stadtteilkultur und zahlreiche Initiativen und Geschäftsleute aus dem Schanzenviertel aus. Auch die Hamburger Industriegewerkschaft Medien und der Mäzen Jan Phillip Reemtsma fordern den Senat inzwischen zu einer einvernehmlichen Lösung auf.

Das Donnergrollen aus der Steb verursachte gestern abend noch eine Flora-Vollbremsung: Über die Substanzuntersuchungen wolle man am Sonntag noch einmal neu beraten. Sannah Koch

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