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Jugendpolitik = Jusopolitik?

■ Jugendsenatorin: Wirksamkeit von Freizis prüfen / Jusos wollen mehr Einfluß

Klaus Wedemeier wollte auf dem SPD-Landesparteitag zur Jugendpolitk am Samstag nur eine kleine „Aufwärmrunde“ machen: Ein Dutzend junger Leute solle die Partei auf sichere Plätze für die nächste Bürgerschaftswahl setzen, den Jusos sollte mehr Platz in der Partei eingeräumt werden, „wie Ende der 60er Jahre“. So könnte die Jugendkrise in der Partei gelöst werden.

Aber so einfach lag die Sache dann doch nicht, auch, wenn die Jusos als äußerliches Zeichen das Parteitagspräsidium stellten. Jugendsenatorin Irmgard Gaertner (“ausgerechnet das älteste Senatsmitglied kümmert sich um Jugendpolitik“) bekannte sich zu den Koalitionsvereinbarungen und kündigte an: Freibriefe für bestimmte Jugendeinrichtungen wird es nicht geben. „Wir werden die Wirksamkeit unserer Angeobte überprüfen und danach entscheiden, wo wir Schwerpunkte setzen.“ In Bremen gibt es nach Angaben der Senatorin 19 Jugendfreizeitheime mit 59 Sozialpädagogen und etwa 60 Sozialarbeiter im ambulanten Sozialen Dienst. „Stellt nur einmal die Zahl der Lehrer in Bremen (5.000, d. Red) daneben, die die gleiche Gruppe betreuen, dann wißt ihr, das ihr die Erwartungen an Jugendpolitik nicht überfrachten dürft.“

Die Juso-Vorsitzende Carmen Emigholz nutzte ihre Rede für eine Generalabrechnung mit den Parteitagsdelegierten. Das jugendpolitische Programm der

Die SPD - jugendfreiF:Steinberg

SPD habe „den Charme eines Straßenbahn-Fahrplans“, die Jugendlichen litten nicht an Politikverdrossenheit, sondern an Parteienverdrossenheit, „und die hat mit Filz und Korruption zu tun. Wie soll eine Partei für Jugendliche attraktiv sein, die für die Diätenerhöhung ist, aber kein Flüchtlingskonzept hat?“ Thomas Schlingmann kritisierte, daß das Engagement der Jusos in der Partei nicht erwünscht sei. „Wie sollen wir an die Jugendlichen herantreten, wenn es für sie nur öde Politikangebote gibt?“

Von Eva Quandte-Brandt mußten sich die Jusos aber auch eine gesalzene Kritik anhören. Die

Vorsitzende der Bremer Sportjugend hielt den Jusos vor, daß sie mit anderen Jugendverbänden nicht genügend Kontakt halte und zu parteienorientiert arbeite. „Die Anträge, die hier vorliegen zeigen, wie weit die Jusos von den Verbänden entfernt sind. Ich hoffe, die Ferne zu den Verbänden entspricht nicht dem Abstand zu den Jugendlichen in dieser Stadt.“ Der Landesparteitag, so lautete der einzige, vorliegende Antrag zur Jugendpolitik, sollte ausdrücklich die Jugendarbeit aus dem Sparprogramm Bremens ausklammern.

„Für Jugendliche nur öde Politikangebote."

Christoph Butterwegge zog die aktuelle Personaldebatte in die jugendpolitische Diskussion ein. „Wie sollen wir uns glaubwürdig Jugendlichen präsentieren, solange wir der Öffentlichkeit eine Kandidatenkür präsentieren in der Art, wie sie in den letzten Tagen gelaufen ist?“ Er, Butterwegge, habe Kunick gefragt, ob er als Landesvorsitzender kandidieren wolle, und Kunick habe gesagt: –Nein, es sei denn, Klaus Wedemeier und Tine Wischer kommen auf Knien zu mir und bitten mich darum.' Kunick aus dem Hintergrund: „Kräftig gelogen.“

Arbeitsgruppen gab es dann, zur Hochschulpolitik, zur eigenständigen Lebensführung von Jugendlichen, zur Jugendfreizeit. Der vorliegende Antrag aber fiel nach der Mittagspause der Beschlußunfähigkeit des Parteitages zum Opfer. mad

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