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Bürger wollen Asylbwerbern helfen

■ Verlegung aus „Vorzeigeheim“ in Erntelager soll verhindert werden

Potsdam (taz) – 56 Asylbewerber in Teltow bei Berlin sollen aus einem als „Vorzeigeunterkunft“ geltenden ehemaligen Ledigen- und Lehrlingswohnheim in ein ehemaliges Erntelager aufs Land umsiedeln. Erwarten „wird sie dort eine Barackenbaustelle mit Sechsbettzimmern. Dort gibt es weder genügend Schränke, kein Wasser in den Baracken und keine Kochmöglichkeiten“, sagt Heike Standfuß von der Ausländerinitiative Teltow. Die bisherige Unterkunft, unmittelbar neben Polizei und Poliklinik gelegen, ist dem Land Brandenburg und der Stadt zu teuer. Bürger bieten jetzt ihre finanzielle Unterstützung an, um die Schließung des Heims zu verhindern. Die Verlegung würde enge Bindungen zwischen Heimbewohnern und Teltowern zerstören. Die Kinder der Asylbewerberfamilien finden in der Schule guten Anschluß. Auch zwischen deutschen, jugoslawischen und russischen Familien haben sich stabile Freundschaften entwickelt. Feste wurden gefeiert, und als die Nachricht von einem geplanten Überfall auf das Heim bekannt wurde, meldeten sich Teltower Bürger, um Schutz anzubieten.

„Das soll nun vorbei sein“, berichtet Heike Standfuß. Das Land muß sparen. Pro Asylbewerber und Tag können nicht mehr als zwölf DM ausgegeben werden. In Teltow betragen die Kosten pro Tag aber 14DM. Im Monat fehlen also 3.360DM. Nachfragen im Büro der Ausländerbeauftragten des Landes Brandenburg, Almuth Berger, ergaben nur ein „Auch wir sind machtlos“.

Auch wenn das Sozialamt den als ABM beschäftigten Sozialarbeitern und Dolmetschern sowie dem Wachschutz bereits gekündigt hat, sucht die Ausländerinitiative weiter nach einer Alternative. Und tatsächlich gibt es eine: Mahmoud Zenoz, ein in Westberlin lebender Iraner, der dort eine gutgehende Baufirma unterhält, will die anfallenden Mehrkosten (circa 40.000 DM) für ein ganzes Jahr übernehmen. „Ich gebe dafür selbstverständlich eine notariell beglaubigte Garantie“, versichert er.

Auch haben sich bereits Potsdamer Bürger gefunden, die ebenfalls die Mehrkosten für einen Asylbewerber pro Jahr, als eine Art Patenschaft, aus ihrer privaten Kasse bezahlen wollen als „Schritt in Richtung praktische Solidarität“ (Kontakt: Ute Brödnow, Benkertstr. 15, 1560 Potsdam).

Sollte das Sozialamt aber auf diese Initiativen nicht eingehen, droht den Asylbewerbern die gewaltsame Räumung durch das Ordnungsamt. Für diesen Fall wird von Seiten der Asylbewerber und der Ausländerinitiative an Gegenmaßnahmen wie z.B. einen Hungerstreik und eine Demonstration vor dem Potsdamer Sozialamt gedacht. Axel Rudolph

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