: „Luxus-Orchideen!“
■ Krach um Übernahme der Akademie für Alte Musik in die HfK
Die Wissenschaftsdeputation hatte am letzten Mittwoch getagt und Vollzug gemeldet: 11 neue ProfesorInnen werden jetzt mit Voll- und Teilzeitstellen auf rechnerisch 6,5 volle Stellen berufen: weil nämlich diese 11 MusikerInnen der „Akademie für Alte Musik“ von Thomas Albert in den Fachbereich Musik der Hochschule für Künste übergeleitet werden sollen. Gegen diese „äußerst kostspielige musikalische Orchidee“ zog Deputationssprecherin Elisabeth Motschmann (CDU) gestern per Presseerklärung ins Feld: „Solange die Grundausstattung des Fachbereiches nicht einmal gewährleistet ist, ist so eine Spezialisierung nicht sinnvoll“, erklärte sie der taz, „wieviel Brockharfen brauchen wir weltweit?“ Motschmann ging sogar so weit, den betroffenen Musikern despektierlich das Etikett „ABM“ anzuhängen: „Die steile Karriere aus einer AB-Maßnahme direkt in eine Professur bleibt auch dann problematisch, wenn es sich um gute Musiker handelt.“
Die Antwort aus dem Hause des Wissenschaftssenators ließ nicht lange auf sich warten. Als „unseriös und ehrenrührig“ wies Scherf die Motschmann-Anschuldigungen zurück. Mit ihrem Versuch, über die teilweise ABM-Finanzierung der Alten Akademie die Reputation in Frage zu stellen, so Scherf ironisch, „offenbart die Dame ihre Kenntnisse auf diesem Gebiet“. Motschmann hatte zudem gefordert, die Stellen öffentlich auszuschreiben, statt die MusikerInnen „im Schnellverfahren en bloc zu übernehmen“, zumal bei „Gerüchten von Gefälligkeitsgutachten auf besondere Sauberkeit des Verfahrens“ zu achten sei.
Selbstverständlich sei das Berufungsverfahren ordentlich, wenn auch als Übernahme nicht in Form öffentlicher Ausschreibung, kontert die Behörde, drei Bremer Professoren und zwei Auswärtige hätten „alle Berufungsvorschläge einstimmig“ befürwortet. Kleiner Scherfscher Seitenhieb: „Gestern hat die CDU-Parlamentarierin die Behörde zu morgen um Informationen gebeten - zunächst quengeln und sich erst hinterher informieren — das nenne ich unseriös.“
Thomas Albert, Chef der Akademie und Musikfest-Manager, wollte sich „zu Angriffen auf diesem Niveau“ gestern überhaupt nicht äußern. Widerpart Kurt Seibert konstatierte: „Den politischen Kampf um die Ausstattung haben wir verloren; nun bekommen wir viele Spezialisten für wenige Studenten und wenig Lehrende für die breite Berufsausbildung.“ S.P.
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