piwik no script img

Eine prächtige Rolle schrägrechtsrückwärts

■ betr.: "Grüne drücken sich um Debatte", taz vom 3.3.93

betr.: „Grüne drücken sich um Debatte“, taz vom 3.3.93

Ich habe mir den Tort angetan, das Papier zu lesen, das wegen einer amüsanten Äußerung von B.Scheffler (Grüne MdL in NRW) vollgeschrieben worden ist. Frau Sch. ist ganz betroffen, daß ihre Kinder sich nicht so haben hinbiegen (vulgo: erziehen) lassen, wie sie sich das so ganz emanzipatorisch erhofft hat. Und Walter Jakobs fürchtet für seinen Sohn auch Schlimmes. Deshalb geht der besser zur Bundeswehr.

Was sagt uns diese Aufregung? Daß in den letzten 25 Jahren in diesem unserem Lande „die Linken“ nicht nur die Regierung gestellt, sondern auch durch alle möglichen sozialen und kulturellen Einflüsse die Gesellschaft so stark geprägt haben, daß andere Verantwortliche (resp. Schuldige) für die Pogrome gegen Fremde undenkbar sind.

Da lache ich mir doch einen Ast! Claus Leggewie hat in der letzten Zeit richtig festgestellt, daß die „moralischen Fundamente“ dieser Gesellschaft bedenklich wackeln. Aber daß das an den paar Linken und ihrem Bemühen um einen weniger autoritären Umgang mit Kindern liegen soll... Zu dieser Überzeugung gehört schon eine gehörige Portion Masochismus und Perspektivlosigkeit – und eine prächtige Rolle schrägrechtsrückwärts.

Neulich hieß es in einem Debattenbeitrag zum Problem, Schule müsse sich den „Erfahrungen“ öffnen. Das wissen wir doch wohl schon eine Weile, oder? Die Schule ist nämlich Teil des Problems und nicht der Lösung: „Lernen ohne Erfahrung – Der Beitrag von Wissenschaft und Schule zur Auflösung natürlicher und sozialer Lebenszusammenhänge“. Nicht schlecht, dieser Schmöker aus dem Jahre 1985. Richard Kelber, Mitglied des

Rates der Stadt Dortmund

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen