■ St. Patricks Day: Christen gegen Schwule
Dublin (taz) – Schwule und Lesben haben keine Heiligen. Während weltweit 70 Millionen Menschen irischer Abstammung heute den Geburtstag ihres Schutzpatrons St. Patrick feiern, der im fünften Jahrhundert die Grüne Insel christianisierte, müssen New Yorks Homosexuelle zu Hause bleiben. Zwar hatte der Ausschuß für Menschenrechte zunächst entschieden, daß Schwule und Lesben an der Parade teilnehmen dürfen, doch die Organisatoren, der „Alte Orden der Hibernier“, legte gegen das Urteil erfolgreich Berufung ein. Ein Sprecher des erzkonservativen Ordens sagte, Homosexualität verstoße gegen die Lehre der katholischen Kirche. Er behauptete sogar, daß die Religionsfreiheit in Gefahr geraten wäre, wenn die Homosexuellen ihre Teilnahme an der Parade durchgesetzt hätten. Die „Irish Lesbian and Gay Organisation“ (ILGO) in New York will heute auf der Fifth Avenue gegen das Teilnahmeverbot demonstrieren, obwohl ihnen die Hibernier auch das gerichtlich verbieten lassen wollen. Marie Honan von der ILGO kündigte an, daß man sich über ein Verbot hinwegsetzen werde. Sie rechnet mit mindestens 2.000 TeilnehmerInnen. Im vergangenen Jahr, als sich dieselben Auseinandersetzungen um die Parade abspielten, bot die Polizei 300 Beamte auf, um die US-irischen Schwulen und Lesben vor den Übergriffen ihrer christlichen Landsleute zu schützen.
US-Präsident Bill Clinton, der selbst irischer Abstammung ist, hat den gesamten März zum „Monat des irisch-amerikanischen kulturellen Erbes“ erklärt. Doch nicht nur in Irland und den USA finden heute Paraden mit anschließendem Besäufnis statt, sondern auch in England, Australien, Moskau und Tokio. Ralf Sotscheck
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