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Menschen, Reptilien, Vögel

Kaum bekannt und schwer zu finden: das Mineralogische, das Geologisch-Paläontologische und das Zoologische  ■ Museum auf dem Campus

der Hamburger Universität

Er fällt sofort auf: der 50 Zentimeter große Stein, der über einem Schaukasten an einem Stahlseil hängt. Kalt, glatt und schwer ist der Brocken. Und doch nur ein Schatten seiner selbst: Von den 15000 Tonnen, die der Meteorit früher einmal wog, sind nur noch mickrige 97 Kilo übrig. Der Rest verdampfte, schmolz und zerplatzte, als der Klotz in die Atmosphäre eintrat und dann, beim Auf-

1prall auf die Erde, einen 1,5 Kilometer großen Krater schlug. Das war vor rund 10000 Jahren im fernen Arizona. In Arizona wäre der Klops vermutlich auch geblieben, hätte ihn nicht eine Gruppe von Geologen nach Hamburg verfrachtet. Jetzt gehört der Eisenmeteorit zu den wertvollsten Stücken im Geologisch-Paläontologischen Museum der Universität Hamburg.

1Das Museum ist im Keller des Geomatikums, Bundesstraße 55, verborgen (Paläontologie heißt übrigens Versteinerungskunde). Auf zwei Ebenen wird durch Knochen- und Skelettfunde die Entwicklungsgeschichte von Mensch und Pferd sowie die ziemlich lange Evolution vom Reptil zum Vogel ausführlich dokumentiert.

Ein erstaunliches Schaustück ist auch die drei Meter lange Blitz-

1röhre von der Insel Sylt: Sie bildete sich, als ein Blitz in eine trockene Düne einschlug und den Sand zu Glas schmolz.

Daneben findet der Museums- Besucher diverse Schaukästen zu den Themen Plattentektonik und Vulkanismus. Anhand von identischen Kreidezeitablagerungen aus Westafrika und Nordost-Brasilien wird die Wegnersche Kontinentaldrifttheorie dargestellt: Alfred Wegner hatte 1912 erstmals die Vermutung geäußert, daß alle Kontinente aus einem einzigen Urkontinent „Pangäa“ hervorgegangen sind.

Außerdem findet der Besucher Informationen zu den wichtigsten geologischen Fundorten in ganz Deutschland, insbesondere natürlich im Hamburger Umland. Es geht um Helgoland und auch um die Solnhofer Platte. Und um Flöhe, die von Bernstein eingeschlossen sind und so zu Tode kamen.

Das Zoologische Museum findet der Interessierte am Martin- Luther-King-Platz, gegenüber vom Thalia-Kino. Den Schwerpunkt der Sammlung bilden hier die Wale: Nebenprodukt des Walfangs, der jahrhundertelang von Hamburg aus betrieben wurde. Heutzutage geht es natürlich um den Schutz der Meeressäuger. Die Schausammlung klärt über Fangquoten, Verbreitungsgebiete und Gesang der Wale genauso auf wie über ihre nächsten Verwandten die allseits beliebten Flipper-Delphine nämlich.

Die Sammlung der ausgestopften

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Tiere im Zoologischen Museum scheint unendlich. Mal bedrohlich, mal plüschig: Von großen Braunbären bis zur Knoblauchkröte ist alles vorhanden, was vor allem kleine Kinder fasziniert.

Viele Schaustücke hat der Zoll zur Verfügung gestellt, der Häute, Schilder oder Stoßzähne von geschützten Tieren beschlagnahmte. Einige Vitrinen über das Washingtoner Artenschutzabkommen wurden vom „World Wildlife Found“ gestaltet. Im Zentrum des Museums gibt es auch einen Infostand, an dem die Besucher weiterführendes Material bekommen können.

Geht man vom Zoologischen Museum in Richtung Dammtorbahnhof, fällt auf der linken Seite ein fensterloses rotes Klinkerge-

1bäude auf, in dem sich das Mineralogische Museum befindet (Grindelallee 48), sicherlich das schönste der drei Universitätsmuseen. Es wurde 1969 eröffnet. Unter dem Motto Viele bunte Steinchen in noch bunteren Vitrinen kann der Besucher 700 bis 800 Stufen bewundern. Stufen sind mineralische Objekte. Die Vitrinen haben thematische Schwerpunkte wie zum Beispiel Fluoreszenz, Kristallformen oder Quarze.

Ein Kernbereich der Sammlung ist die künstliche Züchtung von Kristallen und Edelsteinen — von Rubinen, Saphiren und auch Diamanten. Der Katalog der Schausammlung (7.80 Mark) weiß über die Diamantenpressung zu berichten: „Dieser Vorgang vollzieht sich bei rund 70000 bar und 1800 C in wenigen Minuten.

Der Besucher wird darüber hinaus über Goldnuggets und Bergbau informiert, kann sich aber auch direkt an das geschulte Aufsichtspersonal wenden. Hobby-Geologen wird ein spezieller Service angeboten: Die sofortige Bestimmung von mitgebrachten Mineralien. Auch die Echtheit von Edelsteinen kann überprüft werden, dauert allerdings etwas länger und beinhaltet keine Preisschätzung. Thomas Stolper

Öffnungszeiten: Zoologisches Museum Dienstag bis Freitag 9 — 18 Uhr, Sonnabend und Sonntag 10 — 17 Uhr. Geologisches-Paläontologisches Museum Montag bis Freitag 9 — 18 Uhr. Mineralogisches Museum Mittwoch 15 — 19 Uhr, am 1. Sonntag im Monat 10 — 13 Uhr)

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