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Bremen-Jam statt US-Groove

■ Heimische HipHop-Community rockte das Kesselhouse im Schlachthof

„Neue Worte zum Groove“? Nein, das war doch eher die alte Leier, die während der HipHop- Diskussion im Schlachthof angeschlagen wurde. Der böse Kommerz, das „fette, kapitalistische System“ gar drohten die blühende HipHop-Subkultur zu zermürben. Die letzte Message: „Die Zeit der Jams ist vorbei“. Nicht so in Bremen: Beim anschließenden Jam in der Kesselhalle mit (Buten-) Bremer DJs, Rappern, Musikern und Graffiti-Sprayern rockte die heimische Community das House, Yo! All night long. Echt bremisch: Denn der Bremer Rapper an sich will bekanntlich kein Abklatsch von Amis sein.

Schluffi-Blues

und Polit-Parolen

Lag's daran, daß die „Old Schooler“, die in der Diskussion noch den Ton angaben, beim Jam doch deutlich in der Minderzahl waren? Vom „klassischen“ US-Groove der 80er war jedenfalls wenig zu hören. Stattdessen zum Beispiel das herzerfrischende Müsli-Crossover der beiden Rapper von „Digital Blues“: Schluffi-Sprechgesang mit Polit-Parolen (“Uh, ah, der Revoluzza!“); Schlabberpulli und Birkenstock-Treter statt B-Boy-Outfit. Und zwischen die heftigen House-Beats mixte der Disc-Jockey nette Soundschnipsel aus Evergreens wie „Agua de Beber“ sowie aus der Polka-Hitparade.

Die richtig große Party ging dann allerdings erst ab, als die houseüblichen Hämmer-Grooves einsetzten, teils auch durch Live(!)-Schlagzeug verstärkt. Ex-GI Cali C. rapte die Gemeinde in Stimmung, bis diese selbst zum Mikro griff und die Bremer Version des kollektiven Freestyle- Plapperns zum Besten gab. Gebührliche Anerkennung von Altmeister: „Not only Brothers can rap!“. two

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