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"Hier war früher mal 'ne Badeanstalt ..."

■ Bei den Stadtführungen der Tourismus-Zentrale Hamburg können auch richtige Hanseaten noch etwas lernen

der Tourismus-Zentrale Hamburg können auch richtige Hanseaten noch etwas lernen

„Wir müssen heute immer hochgucken“, sagt Karin Karsten-Licht zu Beginn der Führung und fügt hinzu, daß man dies in Hamburg sowieso immer tun solle. „Typische Hamburger Kontorhäuser“ zeigt uns die ehemalige Lehrerin während eines zweistündigen Spazierganges durch die Innenstadt. Eine neues Angebot der Tourismus-Zentrale Hamburg. Tatsächlich entdeckt man in der „Hans-Guck- in-die-Luft-Position“ architektonische Schönheiten der Stadt, an denen man jahrelang vorbeigelaufen ist. „Lassen Sie die Fassade erst einmal auf sich wirken“, sagt Frau Karsten-Licht, als wir beim Kontorhauskomplex Sprinkenhof angekommen sind. Überall am Haus sind Embleme der dort ehemals ansässigen Handwerksbetriebe angebracht. An der Gebäudefront in Richtung Burchardstraße ragt sogar eine große Hand mit einem Hammer aus der Wand — Hinweis auf einen früheren Gewerbehof.

Unsere Gruppe besteht aus 15 Personen, die fast alle, so scheint es, das Rentenalter überschritten haben. Kein Wunder, daß sie sich gut auskennen — keine leichte Aufgabe für eine Gästeführerin. „Hier war früher mal 'ne Badeanstalt“, weiß einer zu berichten, als wir vor dem Horten-Parkhaus Lange Mühren stehen. Doch Karin Karsten- Licht meistert solche Situationen souverän, obwohl ihr nun etwas vorweggenommen wurde. So bedankt sie sich bei dem Herrn für seinen Hinweis und ergänzt: „Hier wurde aber nicht geschwommen, sondern hier hatten die Hamburger Anfang dieses Jahrhunderts die Möglichkeit, sich zu waschen. Gerade in Zeiten der Choleraepidemie war das besonders wichtig.“ Das heutige Parkhaus sei sogar der ursprünglichen runden Form des Badehauses nachempfunden, was den einen oder anderen doch etwas erstaunt.

Seit zwei Jahren arbeitet Karin Karsten-Licht für die Hamburger Tourismuszentrale: „Nicht, daß man davon reich würde, aber es macht mir einfach Spaß“, sagt die engagierte Frau. Die ehemalige Lehrerin der Fremdsprachenschule hat sich vor fünf Jahren beurlauben lassen, um Archäologie und Kunstgeschichte zu studieren.

400 Kontorhäuser gab es vor dem Krieg, heute sind es noch rund 200. Entstanden sind sie, als die Speicherstadt gebaut wurde, die bis heute fast ausschließlich der Lagerung von Waren dient. Spezielle Kontorhäuser mußten im angrenzenden Bereich gebaut werden, um die „Kontore“ der Kaufleute unterzubringen.

Vorm Chilehaus angekommen,

1berichtet Karin Karsten-Licht davon, wie auch früher schon gute Beziehungen zum Senat hilfreich sein konnten: So sei die charakteristische Spitze des Gebäudes zunächst gar nicht genehmigt gewesen, der prominente Architekt

1Fritz Höger jedoch ließ seine Kontakte zur Politprominenz spielen und kam mit seinen Wünschen durch.

Der Stadtrundgang „Typische Hamburger Kontorhäuser“ ist eine Wanderung durch Geschichte und

1Gegenwart, bei der auch der echte „Hanseat“ noch etwas lernen kann: Oder wußten Sie, daß am Ballindamm auch ein „Alsterhaus“ steht? Andrew Ruch

Teilnahmegebühr: zehn Mark; Info- Band: 6018480

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